Eine Trompete kaufen – aber welche? „The Anleitung“

Sie wollen sich oder Ihrem Kind eine (neue) Trompete kaufen, wissen aber nicht, auf was Sie dabei achten sollen? Dieser Artikel ist zwar keine konkrete Kaufberatung, sagt aber, was man auf keinen Fall tun und was auf jeden Fall berücksichtigen sollte: Das ist die Check-Liste für Kaufneulinge.

Eigentlich hätte der erste Artikel der TrumpetScout-Sommersaison 2017 ein anderes Thema haben sollen. Doch viele Anfragen während der Winterpause führten einer Planänderung. Ihr immer gleicher Inhalt: Welche Trompete soll ich kaufen?

TrumpetScout_Trompete kaufen

Wer schon einige Jahr(zehnt)e spielt und auch schon mehrere Blechakquisen hinter sich hat, braucht in der Regel wenig Hilfe. Bei Neulingen und Jungbläsern ist das aber anders. Die Auswahl ist gigantisch, die Versprechungen und Beschreibungen der Hersteller sind oft austauschbar und auf einen erfahrenen und zuverlässigen persönlichen Kaufberater können nicht alle zurückgreifen. Aber helfen einem gerade da die auf TrumpetScout veröffentlichten Testberichte nicht enorm weiter? Im Prinzip ja, aber… dort sind beileibe noch nicht alle gängigen Modelle gelistet (in Arbeit!) und kein Artikel der Welt ersetzt das Probieren mit den eigenen Lippen (wenngleich aufgrund der Spielprotokolle eine Vorauswahl getroffen werden kann). Der TrumpetScout stellt deshalb im Folgenden einen Fragenkatalog zusammen, an dem man sich bis zur richtigen Trompete hin entlang hangeln kann.

1. Der Preis: Was darf die neue Trompete kosten?

Wichtigstes Instrument zur Einschränkung der Auswahl ist der Preis. Wer nur 600 Euro investieren will oder kann, muss keinesfalls bei der Qualität Abstriche machen, aber eine Bach Stradivarius gibt es dafür nicht. Aus. Amen. Basta. Ein Gros der Modelle fällt also von vornherein weg.

TrumpetScout_teuer oder billig
Je kleiner das Budget, desto begrenzter die Auswahl. Das heißt aber keineswegs, dass die Trompete für kleines Geld schlecht sein muss.

Bei wem das Geld keine Rolle spielt, vergrößert naturgemäß die Qual der Wahl, sollte aber nicht zwingend nur auf Trompeten jenseits der 2.000 Euro-Marke schauen. Es gibt seit des deutlich gestiegenen Qualitätsstandards in vor allem taiwanesischen Fabriken während der letzten 15 Jahre gute bis sehr gute Instrumente bereits ab dem mittleren dreistelligen Bereich. Die TrumpetScout-Bewertungstabelle zeugt davon. Ein oberes Limit ist nachvollziehbar, ein unteres jedoch nicht mehr zeitgemäß. Wer glaubt, das bei einem verfügbaren Betrag X (okay, zu klein darf X auch nicht sein) die Trompete auch genau so viel kosten muss und nicht einmal X minus 200 kosten darf, verpasst vielleicht das geeignetste Instrument. Dennoch: Mit unlimitierten Mitteln kommt man aus Gründen der enormen Vielfalt bei Bläser und Hörnern der Idealkombo wahrscheinlich näher.

Wer aus nachvollziehbaren Gründen dem Nachwuchs keine hochpreisige Trompete kaufen möchte (weil das Kind nicht gut darauf aufpasst oder bald die Lust verliert), der möge aber zu einer günstigen greifen und nicht zu einer billigen. An einer 100 Euro-Discounter-Trompete hat man in der Regel keine Freude und das Geld ist in dem Moment verloren, wenn es transferiert. Es gibt kaum Wiederverkaufswert.

2. Die Entscheidung: Neu oder gebraucht?

TrumpetScout_neu oder gebraucht

 

Gehen wir einmal von einem Budget von 1.000 Euro aus. Dafür bekommt man eine neue Yamaha 5335, also ein gehobenes Mittelklassemodell. Für das gleiche Geld ist es aber auch möglich eine 6335 oder eine 6310Z, also Instrumente der japanischen Profiklasse, als junge Gebrauchte zu ergattern. Was ist besser? Das lässt sich nicht für jeden gleich beantworten. Der eine sagt: „lieber das eingespielte Profi-Horn“, der andere bevorzugt die „blecherne Jungfrau“. Die Kategorien Schülerinstrument, Mittelklasse und Profikategorie sind im wahren Leben aber nicht so scharf getrennt wie in der Marketing-Welt. Wem die 5335 von Ansprache und Klang also mehr zusagt, der nehme die, wem das Bobby Shew-Modell eher liegt, der wähle dieses. Es muss also probiert werden! Auf Unterschiede beim Wertverlust sollte man in dieser Preiskategeorie nicht schauen. Und klar: Wer ein kratzerfreies Instrument will, ist bei der Neuen sicher besser dran. Dem TrumpetScout ist persönlich Optik nicht so wichtig. Dennoch sollte bei älteren Trompeten der Zustand berücksichtigt werden. Starke Korrosion (vor allem an charakteristischen Bauteilen wie Mundrohr oder Stimmzug) und schlechte Ventile sind tendenziell Ausschlusskriterien.

3. Das Wichtigste: gute Stimmung

Egal ob neu oder gebraucht: Mit einer Trompete, die in sich schlecht stimmt, wird man nicht glücklich. Das trifft für Neulinge noch mehr zu wie für erfahrenere Spieler. Sie kämpfen von Natur aus mit der Tonerzeugung, da wird das Lernen mit einem Werkzeug, das per se die gute Stimmung sabotiert, direkt torpediert. Hier Abstriche zugunsten von schöner Optik zu machen, wäre fatal. (Oft) chinesische oder indische Ramsch-Instrumente zu Spottpreisen laborieren meistens an übler Intonation und wirken sich dadurch aus wie ein Knüppel zwischen den Beinen. Wer (noch) nicht selbst herausfinden kann, ob eine Trompete stimmt, der muss hier einen erfahreneren Kollegen zu Rate ziehen.

TrumpetScout_schlechte Stimmung_klein

 

Bei den meisten neuen Instrumente von namhaften Herstellern (durchaus auch asiatischen, aber nicht denen, die z.B. deutsch klingen, jedoch für 20 Euro irgendwo zusammengenietet werden!) ist die Intonation keine echte Baustelle mehr. Die Fertigungsstandsards sind heute sehr hoch. Das war aber nicht immer so. So kann man z.B. bei amerikanischen Marken im echten Vintage-Bereich ziemlich schlecht stimmende Trompeten erwischen, bei denen Hilfsgriffe nötig sind, was wiederum das Spiel erschwert und auch zu Klangunterschieden führt. Es kann eine Calicchio aus des Namensgebers eigenen Händen noch so gut klingen – wenn man bei gewissen Tönen immer daneben liegt, liegt die Trompete bald nur noch im Koffer.

4. Der Zweck: Wer spielt was?

Sind mit Preis und der Entscheidung, ob gebraucht oder neu, Fragen abgehandelt, die sich manch einer bereits im Vorfeld klar beantworten kann, kamen wir mit der Stimmung bereits zu einer Qualität, die sich ganz sicher nur durch Probieren ermitteln lässt. Dennoch ist hier eine gewisse Objektivität gegeben. Jetzt wird es aber subjektiv. Welche Musik mache ich? Welchen Klang habe ich im Kopf? Wie gut ist meine Ausdauer? Bevorzuge ich eine offene oder eher eine enge Trompete? All diese Fragen müssen individuell beantwortet werden. Testberichte können dann Hinweise auf ein geeignetes Modell geben (sonst müsste jeder jede Trompete probieren), die letzte Entscheidung fällt aber immer im eigenen Test, am besten über mehrere Tage (je länger, desto unverblümter die Erfahrung ergo aussagekräftiger).

DSC05473
Eine alte Selmer-Leichtbautrompete – vielleicht genau das richtige für den Louis Armstrong-Typ, aber gar nichts für den Mahlerbläser. Oder genau andersherum? Die Faktoren Geschmack, Physis, Spielweise und Mundstück machen eine einfache Formel für DAS richtige Instrument unmöglich.

 

Dennoch gibt es für die Wahl einer Trompete für ein Kind auch zumindest einen messbaren Parameter: Das Instrument sollte nicht zu schwer sein (besser deutlich unter 1.100 Gramm). Auch ein zu hoher Anblaswiderstand ist hinderlich. „Riesig“ darf das Rohr aber auch nicht sein, sonst geht einem schnell die Puste aus. Schwierigkeit ist hier das Zusammenwirken mit dem Mundstück. Oft wird irgendeines benutzt und das kann die komplette Bewertung auf den Kopf stellen.

5. Das Finale: Testen

Ganz so einfach lässt sich die Herausforderung Trompetenkauf also nicht lösen: Budget ermitteln, entscheiden ob alt oder neu und eine erste Recherche, das geht alles noch vom Computer aus. Dann aber heißt es testen. Am besten nie alleine, sondern mit einem zweiten Trompeter, sodass der Spieler auch zum Hörer werden kann. Aber, der Sound ist – so unglaublich das jetzt klingen mag – sekundär. Wichtig ist, wie man sich auf einer Trompete fühlt, wie sie anspricht. Versierte, erfahrene Spieler distanzieren sich zwar hin und wieder davon, da sie wissen, dass eine effiziente Trompete für lange Gigs beim ersten Anblasen zunächst keine puren Glücksgefühle auslöst. Diesen Umstand darf man aber zunächst getrost ausklammern. Der Tennisschläger von Pete Sampras war auch für die meisten anderen Spieler unmöglich zu bedienen. Er jedoch schoss damit Asse, wie er wollte.

Weitere Aufgaben: die preisliche Mittelklasse

Ein Blick auf die TrumpetScout-Wertungstabelle verrät, dass zwischen den günstigen Trompeten und denen jenseits der 2K-Marke zum heutigen Tage eine Lücke klafft. Das soll sich in diesem Jahr ändern. Bestellt ist daher eine Stomvi Forte 5000, interessant wären die Modelle 4335 und 5335 von Yamaha, eine B&S Challenger I und die Sella von Kühnl & Hoyer. Diese Instrumente bewegen sich zwischen grob 800 und 1.200 Euro und werden gerne von Trompetenlehrern vermittelt. Weitere Vorschläge sind willkommen!