Schnelles Gift: Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba

Der Trompetenpapst Malte Burba arbeitet bereits seit einiger Zeit mit dem deutschen Hersteller Kühnl & Hoyer zusammen, für einige Trompeten steht er sogar namentlich Pate. So auch für das augenblickliche Top-Modell der Marke und die neueste Burba-Kreation: eben die Premium Malte Burba. Dem TrumpetScout geriet sie in die Finger und an die Lippen.

Ein bisschen wie gestrippt wirkt die Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba, wie ein Versuchsmodell, bei dem man testweise Stützen herausgenommen hat.
Ein bisschen wie gestrippt wirkt die Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba, wie ein Versuchsmodell, bei dem man testweise Stützen herausgenommen hat.

Laut Ihrem Namensgeber (der übrigens wirklich jede Trompete mit seinem Namen vor Auslieferung persönlich anspielt) ist diese Trompete universell einsetzbar. Spielerisch kann man das schnell bejahen, denn die Trompete spricht sehr gut an – sowohl in der für die meisten Zwecke relevanten tiefen und mittleren Lage, als auch in der hohen jenseits des C3. Damit deckt man ein breites musikalisches Feld ab. Die Trompete reagiert ohne Verzögerung und die Töne wollen regelrecht hinaus. Das ist eine ganz wichtige Eigenschaft und fast schon so etwas wie die halbe Miete, wenn es darum geht, einen potenziellen Käufer zu überzeugen. Nicht nur vom Kopf her, vor allem auch was den Ratschlag aus dem Bauch eines jeden Probierenden anbelangt. Gute Ansprache befriedigt einen Primärwunsch des Spielers.

Die Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba: Gute Ansprache, crispy Sound

Was die Universalität dieses Horns einschränken könnte, ist ihr Klang. Die ersten Testtöne haben ernsthaft verwundert. Die Trompete packt zu wie ein Eisen, das man hinter bearbeitetem amerikanischen Studiotrompeten-Sound vermutet. Vielleicht reagiert sie besonders, also stärker, auf das verwendete flache Warburton 7ESV, die erste Assoziation war aber klipp und klar: Salsa- oder Leadtrompete und damit ganz anders als das Schwestermodell, die zeitgleich getestete K&H Spirit. Auch bei im Netz kursierenden Videos, in denen Malte Burba persönlich das Premium-Modell vorstellt, klingt die Trompete nach diesem Brizzeln, das gerade im Englischen so viele (klingende, fast schon lautmalerische) Namen kennt wie „Sizzle“ oder „Crisp“. Letzterer scheint besonders passend, da das Knackige zum Ausdruck kommt, aber auch das Flatterhafte, als würden mehrere Lagen eines Materials schwingen, aneinander reiben und dieses Rascheln bzw. Vibrieren erzeugen, das man gerade an alten Benge-Trompeten sehr schätzt: Der Ton ist nicht einfach nur hell, sondern hat diesen Biss, der für viele Ohren unwiderstehlich ist.



Mit einem tieferen Mundstück freilich kann man sich (wie im Video, hier wurde auch ein Bach 3C verwendet) von diesem Klang natürlich wieder entfernen, die Tendenz zum giftigen Sound bleibt aber erhalten. Das ist aber beileibe kein Nachteil, sondern eine ausgezeichnete Qualität. Den Anspruch auf Universalität sollte die Premium Malte Burba aber nicht unbedingt erheben. Dieses Ziel lässt in vielen Fällen – auch bei anderen Produkten – die Kunden sowieso eher unzufrieden zurück. Als Hersteller tut man sich damit also keinen Gefallen.

Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba: Varianten beim Stützkorsett

In diesem Test soll ausnahmsweise erst an zweiter Stelle über die Konstruktion dieser Trompete gesprochen werden: Die gute Ansprache ist belegt, nun soll den Ursachen auf den Grund gegangen werden.

Neusilber-Außenzüge, Amdao-Wasserklappen, zweiteiliges Goldmessing-Schallstück und - keine Stütze im konventionell konstruierten Stimmzug.
Neusilber-Außenzüge, Amado-Wasserklappen, zweiteiliges Goldmessing-Schallstück und: keine Stütze im konventionell konstruierten Stimmzug.

Zunächst einmal fällt auf: Dieses Horn hat keinen reversed-gebauten, also überlappenden, Stimmzugbogen, aber auch keine Stütze. Das ist eine eher seltene Konstruktionsweise und wird, wenn überhaupt, dann meistens bei sehr günstigen Modellen angewendet – um Kosten zu sparen. Das ist bei Kühnl & Hoyer sicher nicht der Grund gewesen. Genau hierin könnte aber ein Schlüssel für die gute Ansprache und den besonders lebendigen Sound liegen, denn jedes Gewicht und jede Stütze verringert die Eigenschwingung des Instruments – bis zu einem gewissen Grad auch mit Vorteilen, wie z.B. besserer Projektion oder sichererem Einrasten der Töne, aber natürlich auch zu einem Preis. Der heißt schlechtere Ansprache und weniger Eigenleben im Klang.

Bevor es zu Unterstellungen bezüglich einer Falschaussage kommt: Im Internet gibt es Bilder, auch bei K&H selbst, die die Premium Malte Burba mit der großen Dreiecksstütze im Stimmzug zeigen. Möglicherweise ist diese Ausführung ebenfalls zu bekommen (wer es kerniger mag) oder ist die Folge einer von Kühnl & Hoyer bekannten ständigen Adaption selbst von aktuellen Serienmodellen. Die getestete Trompete jedenfalls hatte dieses Feature (zum Glück?) nicht.

MAW-Ventile bei der Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba

An dieser Stelle ein kleines Trotz-Kapitel: Trotz Neusilber-Teilen ist die Premium Malte Burba sicher kein Schwergewicht, sondern absolut im Mittelfeld anzusiedeln. Trotz des Goldmessing-Schallbechers ist sie kein Wärmespender, sondern wie bereits gesagt eine Giftspritze, positiver: eine erfrischende Klangdusche. Und: Trotz der MAW-Ventile ist der Luftfluss nicht anders als bei anderen ansprachefreudigen Trompeten.

Das Marketing will hier zwar eine kleine Revolution ankündigen, einzig sie ist nicht nachzuvollziehen. Man kann bei Kühnl & Hoyer auch andere Modelle mit den von J. Meinlschmidt entwickelten MAW-Ventilen bestellen, der direkte Vergleich „regulär versus MAW“ würde hier wahrscheinlich Aufschluss bringen. Hier müssen wir uns auf die Erkenntnisse aus dem Vergleich zweier ähnlicher Trompeten des gleichen Herstellers – einmal mit und einmal ohne die barrierefreien Ventile – stützen: Die K&H Spirit ohne MAW-Kolben sprach aber noch besser an als die Premium Malte Burba mit den neuen Ventilen. Ob diese, verglichen mit einer konventionellen Ausführung ihrer selbst, dank der verbesserten Luftführung tatsächlich besser anspricht, muss unbeantwortet bleiben.

Eine Schönheit ist sie nicht, aber raffiniert: Die Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba.
Eine Schönheit ist sie nicht, aber raffiniert: Die Kühnl & Hoyer Premium Malte Burba.

Schnelles Gift: Die richtige Kombination aus Gewicht, Material und Architektur

Malte Burba ist sicher der bekannteste deutsche Trompetenpädagoge, auch weil er ein sicheres System zu extremer Höhe verspricht. Logischerweise sollte man dazu auch sehr hohe Töne erzeugen können. Sehr hoch heißt auch jenseits dieser magischen Grenze knapp oberhalb des dreigestrichenen G. Das kann Malte Burba. Die, die seine Technik nicht vollends beherrschen, aber daran arbeiten, werden im Testfall merken, dass sie schon einmal Trompeten gespielt haben, mit denen das leichter geht als mit der hier beschriebenen. Das ist aber dann doch einer Universalität geschuldet. Trompeten, die natürlicherweise über eine nach oben verschobene Komfortzone verfügen, büßen natürlich unten etwas ein, da ihr Widerstand ganz anders liegt. Die Premium Malte Burba hingegen ist vom kleinen Fis bis zum G3 sehr gut spielbar. Die Kombination aus Neusilberzügen, den richtigen und nicht zu viel Stützen, dem nicht zu großen Goldmessing-Becher (123mm) und vor allem dessen Zweigeteiltheit (bekannt von anderen scharfen Trompeten, allen voran der legendären Getzen Eterna) und vielleicht auch der offeneren Ventile (MAW, aber mit geläufiger ML-Bohrung) machen diese Trompete zu einer Empfehlung für Musiker, die sich eines sogenannten Commercial Sounds bedienen müssen und dabei ein schnelles Gift benötigen: ob im Musical, in der Big-Band, im Aufnahmestudio oder in der Brass-Section auf einer Pop-Bühne. Der Orchestergraben dagegen ist tabu.

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What is she offering?,“Crisp sound, good response and something MAW“

Your new girl friend?,“Wenn du auf die inneren Werte schaust.“

Preis?,2.750 Euro. Ein stolzer Preis für eine Serientrompete.
Dauerbeziehung?,“Gut möglich! Ein Flirt ist sie sicher wert!
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Das Testinstrument wurde TrumpetScout freundlicherweise zur Verfügung gestellt von FMB Fachmarkt Blasinstrumente GmbH aus Gütersloh.