Trompete Total – ein (Mini-)Festival nur für die Trompete

2017 gibt es für Trompeter im deutschsprachigen Raum etwas Exotisches: In Koblenz wird mit „Trompete Total“ ein Festival ausgerichtet, bei dem es nur um die Trompete geht. Es dauert in seiner Erstauflage zwar nur anderthalb Tage (14. bis 15. September), die haben es dafür in sich. Der TrumpetScout sprach mit Organisator Tobias Jacobs.

„Trompete Total“ – das klingt schon unverbrämt nach Brass Nerd-Party oder Games Convention für Spieler des hohen Blechs. Dahinter verbirgt sich aber ein anderthaltägiges Stelldichein von hervorragenden Klassik- und Jazzmusikern, die in einem Konzert zeigen, was sie Können und ihr Wissen in Einzel- und Gruppenworkshops auch an andere weitergeben.

Der TrumpetScout sprach mit Gründer, Organisator, Ausrichter und natürlich auch Trompeter Tobias Jacobs.

„Trompete Total“ ist das einzige deutsch(sprachig)e Trompetenfestival. Stimmt das?

Ich kenne viele Festivals, die sich ein spezielles Blasinstrument oder eine Gruppe von Instrumenten gewählt haben: die Querflöte, die Brass-Section oder die Posaune. Nach meinen Recherchen habe ich aber kein weiteres Festival im Bereich D-A-CH gefunden, das sich ausschließlich dem Thema Trompete widmet. Das finde ich zumindest bemerkenswert.

Auf der Webseite zum Festival heißt es, „die Trompete steht im Mittelpunkt“. Ist das aber eigentlich nicht fast eine Untertreibung?

„Trompete Total“ hat den Anspruch die Trompete von all ihren Seiten kennen zu lernen, insofern ist die Formulierung ‚Mittelpunkt‘ schon zutreffend. Allerdings ist sie auch der einzige Gegenstand der Betrachtung, das ist richtig. Ich finde es wichtig, dass der Zuhörer alle Facetten der Trompete kennenlernt. Jeder hat ja eine bestimmte Assoziation mit diesem Instrument, sei es der Jazz von Louis Armstrong oder die militärische Strenge eines Wecksignals. Die Trompete ist das wahrscheinlich das wandelbarste der Blasinstrumente.

Trompete Total: am 14. und 15.09.2017 in Koblenz

Wie kam es zur Idee?

Die Idee wurde in einer kleinen Runde von vier Kollegen der Firmen Bläserstudio Koblenz, B&S, Yamaha und Bach geboren. Wir sahen alle die Chance, dass man mit der gemeinsamen Verbundenheit zu dem Instrument und den einzigartigen Kontakten in der deutschen Trompetenwelt eine tolle Veranstaltung kreieren kann, die mehr Anziehungskraft entwickelt als es punktuelle Präsentationen, Ausstellungen und Workshops tun. Schnell fanden wir auch Unterstützer und Partner außerhalb der Instrumentenvertriebe: Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie ist von der Stunde Null als Gastgeber in seinen Räumlichkeiten und ideeller Unterstützer mit im Boot. Koblenz bietet zudem mit einer guten Verkehrsanbindung und seiner zentralen Lage in der Mitte von Deutschland und Benelux, und den vielen Möglichkeiten eine gute Heimat für das Festival.

Festival klingt nach vielen Konzerten an verschiedenen Orten. Das stimmt nicht ganz – zumindest ist das Programm noch überschaubar und Workshops scheinen einen großen Teil auszumachen, oder?

Es ist richtig, dass wir für den Start von „Trompete Total“ das finanzielle Risiko in Grenzen halten wollen. Daher beschränkten wir uns zunächst auf anderthalb Tage. Die Entscheidung, mit einem Konzert am Donnerstag zu starten, finde ich daher aber auch logisch. Die Teilnehmer sind somit am Workshop-Tag, also Tag 2, am Veranstaltungsort und wir können den prall gefüllten Freitag gut nutzen. In der Zukunft sehe ich durchaus ein Abschlusskonzert mit den Teilnehmern und auch die Einbindung mehrerer Konzerte an verschiedenen Veranstaltungsorten in der gesamten Stadt. Hinter den Kulissen laufen da schon die Planungen für 2018.

Welche Cracks kommen nach Koblenz und nach welchen Kriterien wurde eingeladen?

Wir möchten ja wie gesagt die Trompete möglichst total abbilden und haben daher aus den verschiedensten Genres auch unterschiedliche Dozenten eingeladen: Wir haben grob unterteilt drei Vertreter der klassischen Zunft und drei Musiker der Trompetenmusik im Jazz und Pop. Marco Pierobon ist sicherlich den meisten Liebhabern der Klassik bekannt, er spielte schon unter Daniel Barenboim mit dem weltberühmten Chicago Symphony Orchestra. Außerdem kommt mit Daniel Ackermann ein absoluter Spezialist im Bereich Trompetenpädagogik: Er ist Vertreter der Malte Burba-Methode, die ja schon so viele Topspieler wie Till Brönner, Joo Kraus und andere erfolgreich angewandt haben. Andreas Stickel, der aktuelle Solotrompeter der Rheinischen Philharmonie, beschäftigt sich mit den Anforderungen an junge Spieler, die den Weg eines klassischen Studiums an einer Hochschule einschlagen möchten. Er kennt alle die Probespielsituationen und die Orchesterlandschaft in Deutschland; bei ihm kann man in Einzel-Coachings seine individuellen Stärken und Schwächen beleuchten.

 

Unter den Vertretern der Pop und Jazzmusik ist vor allem ein junger Stern am Trompetenhimmel zu nennen: Louis Dowdeswell, der es vom YouTube-Trompeter bis in den Olymp der Big Band-Leadtrompeter bei Gordon Goodwins Big Phat Band geschafft hat. Seine Einzel-Coachings sind allerdings allesamt schon ausgebucht. Aus Hamburg kommt Benny Brown zu uns, der auch mit seiner Band den Gastgeber des Konzertabends gibt. Seine Workshops sind eine Einführung in die Welt der Improvisation. Nicht zuletzt haben wir einen der bekanntesten TV-Trompeter und zudem einen der umtriebigsten Musiker der Trompetenlandschaft eingeladen: Rüdiger Baldauf. Ich denke, für einen Start kann sich das Line-up von Trompete Total durchaus sehen lassen!

 

Auf der Webseite www.trompete-total.de kann man sich über Termine und Preise informieren und natürlich auch Tickets erwerben. Der Festivalpass kostet 99 Euro, die einzelne Stunde mit einem Dozenten 39 Euro (Anm. TrumpetScout: Das ist geschenkt!).

 

Trompete Total-Mastermind Tobias Jacobs ist nicht nur begeisterter Trompeter, sondern auch begeisterter Jazz-Sänger. Er wurde 1977 in Koblenz geboren, begann mit 6 Jahren das Trompetenspiel und arbeitete bereits während seiner Schulzeit als Aushilfe in der Werkstatt im Bläserstudio Koblenz. Wohl uch deshalb entschied er sich für eine Ausbildung als Metallblasinstrumentenmacher bei Wenzel Meinl in Geretsried. Diese schloss er im Frühjahr 2000 als Bester seines Jahrgangs ab. Seit Mitte 2000 arbeitete er im Bläserstudio Koblenz im Bereich Werkstatt und im Ein- und Verkauf. Seit 2009 teilt er sich mit Robert Klein dort die Geschäftsleitung.