Who is Mr. Sub? Universal-Trompeter Lorenzo Ludemann im Gespräch

Er ist Trompeter bei den Heavytones, so etwas wie ständiger Ersatzmann für Christoph Moschberger oder Tobias Weidinger bei diversen Pop Acts und kann trotz seiner wenigen Lenze schon auf jede Menge Spielerfahrung zurückblicken. Aber wer ist der Sideman mit dem klingenden Namen eigentlich? Wer ist Lorenzo Ludemann?

Lorenzo „Mr. Sub“ Ludemann bei Aufnahmen mit seiner Stammband, den Heavytones. Foto: Heiko Steudten

Lorenzo Ludemann. Das ist doch schon ein Name wie Musik! Naja, vielleicht nicht ganz, aber zumindest könnte die alliterative Verbindung aus dem italienischen Vor- und dem deutschen Nachnamen auch einem Roman- oder Filmhelden gehören. Ein Künstlername, eigentlich zu interessant, um echt zu sein. Doch die Aura des Fiktiven war dem Herrn aus Düsseldorf bereits qua Geburt beschieden: Die Mama aus Triest, der Papa aus Köln und die Bereitschaft, der unterschiedlichen Herkunft Tribut zu zollen, sorgten für diese imposante nominale Kombination aus Rheinland und Italien.

Lorenzo Ludemann: In Italien geboren, aber im Rheinland aufgewachsen

In Italien kam Ludemann 1992 auch zur Welt. Auch verbrachte er in seiner Kindheit und Jugend jeden Sommerurlaub dort. Gelebt haben er und seine Eltern jedoch in Düsseldorf, und das aus gutem Grund: Mutter und Vater von Lorenzo lernten einander im Orchester der Düsseldorfer Symphoniker kennen und spielen noch heute in diesem Ensemble. Papa Frank ist ebenfalls Trompeter (genauer: Solotrompeter) und Mutter Fabiana Solo-Harfenistin. Die geballte Ladung Zweisprachigkeit also: verbal und musikalisch sowie deutsch und italienisch.

Die ganz große Bühne. Foto: © Allendorf Media/Brainpool/Willi Weber

Wie so oft in (Profi-)Musikerhaushalten „lagen zuhause immer Instrumente herum“. Die Eltern jedoch ließen den Talenten des Sohnes freien Lauf, betont Ludemann Junior. „Du musst kein Instrument lernen. Wir sparen uns gerne das Geld für Unterricht, wenn es dir keinen Spaß macht.“ Man hört es heraus: Unterricht beim Vater, das war nie ein Thema. Mit 7 Jahren gab es dann die ersten Stunden an der Trompete, doch bereits nach wenigen Jahren war die Lust (vor allem an der klassischen Musik) verloren. „Ich war sehr faul, habe tagelang nichts geübt, im Grunde fast aufgehört und mich viel mehr für Sport interessiert.

Die Zahnspange als Motivations-Trigger

Doch dann setzte ein Mechanismus ein, den man gut und gerne als paradox bezeichnen könnte. Zunächst bekam Lorenzo mit 12 Jahren eine Zahnspange. Die hätte für einen jungen Burschen, der lieber auf dem Sportplatz herumtollt, der Freifahrtschein dafür sein können, die bis dato eher verschmähte Trompete endgültig an den Nagel zu hängen. Für den gerade pubertierenden Nachwuchsmann war diese Hürde jedoch ein Ansporn. Alle sagten, mit einer Klammer werde es wirklich schwer. „Und das war für mich der Startschuss, richtig Gas zu geben. Sobald einer ankündigt, es wird schwierig, motiviert mich das.“

Viel Oberlippe! Foto: Heiko Steudten

Also begann Ludemann zu üben und auch Musik zu hören. Und zwar die Musik, die er heute sehr viel spielt: Jazz und Pop. Bedingt durch die Zahnspange veränderte sich nun der Ansatz. Die meiste Belastung bekam die Oberlippe ab, die durch Wachsstreifen vor Verletzungen durch das Metall vor den Zähnen geschützt wurde. „Es kam aber auch schon mal vor, dass ich das Wachs zuhause vergaß und dann irgendwann die Lippe blutete“, erzählt Ludemann heute mit einem Grinsen. Das Übergewicht auf der Oberlippe wollte ihm sein Lehrer übrigens abtrainieren. „Aber es klang einfach besser so.“ Und binnen kurzer Zeit hatte sich der junge Mann eine solide Range bis zum F3 zugelegt.

Die erste Begegnung mit Rüdiger Baldauf – und der Doppelzunge

In den ersten Jahren mit Spange nahm Ludemann an einem Band-Workshop mit den Heavytones teil – begegnete also erstmals den Leuten, mit denen er heute beruflich zusammenspielt, und insbesondere Rüdiger Baldauf, dem er als Trompeter der Band mittlerweile nachgefolgt ist (und mit dem zusammen er heute im Rahmen der „Trumpet Nights“ regelmäßig spielt). Kurz darauf, ab dem Alter von zirka 14 Jahren, erhielt er Unterricht von eben jenem Herrn, der in seiner Generation in Funk und Fernsehen so präsent war wie wohl kein anderer deutscher Trompeter. Parallel dazu pendelte er ab 15 nach Köln an die Hochschule für Musik und Tanz. Als Jungstudent nahm er im Fach klassische Trompete ein paar Semester lang Stunden bei Urban Agnas. „Dabei merkte ich, dass mir die Doppelzunge große Probleme bereitete. Ich brauchte sie bis dahin einfach nicht. Und daran bin ich beinahe verzweifelt!“ Denn Dinge, die ihm Zeit brauchen, machten ihn damals sehr nervös. „Normalerweise konnte ich alles immer schnell umsetzen“, beantwortet Ludemann die ungestellte Frage, ob ihm irgendetwas früh Probleme bereitet habe.

Nach der Umstellung ist vor der Umstellung

Mit 16 Jahren kam dann die Zahnspange wieder weg und das mittlerweile gut eingespielte System wurde gestört. „Nach der Klammer fängt man wieder weiter unten an.“ Ganz andere Muskelgruppen mussten aktiviert werden, wobei es dem Teenager zugutekam, dass er immer schon mit wenig muskulärem Aufwand spielte. Von viel Reife zeugt die Übedisziplin und die Trainingsstrategie des jungen Mannes aus Düsseldorf: Um Frustration und damit eine negative Programmierung zu vermeiden, übte er zwei Wochen lang nur zwischen C1 und C2. „Hauptsache, es klingt wieder gut.“

Der TrumpetScout traf den Düsseldorfer in seinem Zuhause, um zu plaudern – und eine lehrreiche Übeeinheit zu absolvieren.

Delikat war, dass Ludemann kurz vor Entfernung der Zahnspange das Vorspiel beim LaJazzO NRW absolvierte und kurz danach bereits mit der Big Band auf Tour gehen sollte. „Anders als bei „Jugend musiziert“ war ich beim Vorspiel total nervös. So kannte ich mich gar nicht. Aber ich wusste nicht, mit wem ich mich da messen würde und wollte natürlich dabei sein.“ Die Vorbereitung mit Rüdiger Baldauf hatte sich bezahlt gemacht, aber es war auch einer Absage zu verdanken, dass Ludemann dann sofort zum Einsatz kam und binnen weniger Wochen mit dem Orchester nach China fahren durfte. Weil der erste Trompeter zudem krank wurde, konnte er ganz unerwartet auch gleich Erfahrungen an der Lead-Stimme sammeln.

Die ersten Engagements: beim Musical und im Studio

Neben dem Klassikunterricht bei Urban Agnas („Der ist aber auch ein fantastischer Jazz-Trompeter!“), besuchte Ludemann während des Vorstudiums in Köln auch Andy Haderer. Und den fragte er bei einer Aufnahme-Session für eine Paul Kuhn-Platte ganz geradeaus, ob es „überhaupt Sinn macht, Trompeter zu werden“. Also beruflich, sprich seine Existenz darauf zu bauen. Haderer sah sicher das Potential in seinem Schüler und stellte ein Leben als Musiker ohne größere materielle Entbehrungen in Aussicht. Bei den ersten Schritten half er auch tatkräftig: So kam Ludemann über seinen Lehrer zusammen an eine Sub-Stelle für Carsten „Knäcke“ Gronwald beim Musical „Dirty Dancing“ in Oberhausen. Dort musste man auswendig und auf der Bühne spielen. „Das hat viele abgeschreckt und so bekam ich meine Chance. Es war eine perfekte Schule.“ Was man bei dieser Erfolgsgeschichte nicht aus den Augen verlieren darf: Ludemann war zu jener Zeit gerade einmal 18 Jahre alt, besuchte noch immer die Schule und bereitete sich auch aufs Abitur vor.

Es sieht nach Spaß bei der Arbeit aus. Foto: Heiko Steudten

Bachelor-Studium und learning by doing

An der Kölner Hochschule war Ludemann nun schon seit einigen Jahren, und irgendwann auch ordentlicher Student bei Andy Haderer. Erst mit 21 Jahren jedoch, also bereits während des Bachelor-Studiums, führte ihn der Weg schließlich auch ins BuJazzO.

Da war er bereits überdurchschnittlich erfahren. Denn Gelegenheiten, von anderen zu lernen, boten sich schon reichlich. So z.B. bei „Ich war noch niemals in New York“ mit 3 Trompetern in der Section. „Jeder spielte die Lead-Stimme anders, und dabei konnte ich mir sehr viel abschauen.“ Oder bei Einsätzen in der WDR Big Band, wo er an verschiedenen Stimmen die Stammspieler ersetzen musste. An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zum großen Klaus Osterloh: „Der war übrigens einmal Solo-Trompeter in Duisburg und ich bilde mir ein, dass man das an der Tonproduktion auch hört“, lobt der sich noch immer in seinen Zwanzigern befindliche Düsseldorfer den Altmeister. Lernen kann man aber auch auf einer dreiwöchigen Schlagertour. So war Ludemann einmal drei Wochen unterwegs mit Andy Borg und dessen „Musikantenstadl“, und dabei musste tatsächlich live gespielt werden. „Auch daran wächst man.“

Bachelor-Prüfung mit den Heavytones und die Schwergewichte im Publikum. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Ludemann beendete sein Studium 2017 erst sehr spät, arbeitete parallel aber auch schon wie ein Arrivierter. Foto: James Cook

Andy Haderer riet sowieso zum ausgiebigen Studium in der Praxis. Learning by listening, observing and imitating. „Ich habe immer ältere Kollegen getroffen, die mir geholfen haben. Wenn du gut spielst und menschlich keine totale Niete bist, wirst du immer herzlich empfangen.“

Ludemann goes Westcoast

So auch in Los Angeles, wo Lorenzo Ludemann 2017 den legendären Jerry Hey traf und neben diesem auch noch viele andere Studioheroen wie Gary Grant. „Wir fuhren zu Gary Grants Haus und dort standen bereits drei Notenständer mit seiner Daily Routine bereit. Um die durchzubringen, braucht es gute zwei Stunden. Und die Jungs sind nie aus dem Haus gegangen, ohne das vorher gespielt zu haben.“ Was nach brutaler Überforderung klingt und für die meisten auch ist (der TrumpetScout hat mit Lorenzo Ludemann Teile dieses Daily Drills probieren können), war sozusagen ein tägliches Kalibrieren der technischen Fertigkeiten vor den eigentlichen Herkulesaufgaben des Studioalltags. „Es hieß auch immer voll auf die Zwölf. Wegen des Sounds gab es nur eine Devise: So laut wie möglich. Sparflamme war nicht.“ Damals seien sogar Produktionen verlegt worden, nur um die Jerry Hey-Horns zu bekommen, weiß Ludemann. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, musste man perfekt gerüstet sein: „Egal was kam“, verriet ihm Grant, „ich konnte es anbieten.“ Und im Grunde trifft genau das auch auf Lorenzo Ludemann zu…

Lorenzo Ludemann und der große Gary Grant. Für was da gerade aufgenommen wurde, ist offensichtlich.

Mr. Sub – im Einsatz auf den großen Bühnen

Dass Ludemann gut spielt und obendrein auch einfach gern gesehen ist, belegen seine Jobs. Als Rüdiger Baldauf die Heavytones verließ, fragte er seinen ehemaligen Schüler, ob er für ihn einspringen könne. Wenn Christoph Moschberger bei Gregor Meyle oder BAP nicht spielen kann, ist Ludemann der ‚first call‘. Braucht Tobias Weidinger einen Sub für Konzerte mit seinen verschiedenen Pop Acts oder beim Comedy-Programm mit Mirja Boes, dann ist der sympathische Düsseldorfer gerne gefragt. Fällt Martin Hutter für einen Moop Mama-Gig aus – wer füllt die Lücke? You name it: LL cool play.

Lorenzo Ludemann hier anstelle von Christoph Moschberger in der Brass Section von Gregor Meyle. Foto: Carsten Klick

Daneben steht er auch mit Künstlern wie Max Mutzke auf der Bühne, spielt zusammen mit dem WDR Funkhausorchester (so. z.B. im März) oder geht – erstmals im kommenden Sommer – mit den Fantastischen Vier auf Tour.

Was braucht ein Einspringer? Wie funktioniert Subbing? Und wo liegt der Reiz des Ersatzspielens?

Das Substituieren eines Musikers, der seine Rolle bereits gut kennt, ist eine besondere Herausforderung. Im Grunde gibt es kein Wachsen ins Engagement, man muss für Band und Publikum sofort voll da sein. Die technische Klasse und die Fähigkeit, vom Blatt lesen zu können, sind dabei Grundvoraussetzung. Im Mittelpunkt stehe aber, „nicht nur Noten zu spielen, sondern gleich zu versuchen Musik zu machen“. Dass es Ludemann leichtfällt, auswendig zu spielen, macht dieses Vorhaben sehr viel machbarer, denn wer auswendig spiele, sei einfach lockerer. Man bot ihm schon öfter an, vom Tablet zu spielen, doch er lernte lieber in der Nacht vor dem Gig die Parts über das wiederholte Hören. Und das ging noch immer gut.

Sidemen an vorderster Front. Foto: Carsten Klick

Doch eine endgültige Sicherheit gäben auch Noten nicht. „Live wird oft doch wieder anders gespielt“, weiß er aus Erfahrung zu berichten. „Im besten Fall bekommt man gutes Material zugeschickt, also Noten und Aufnahmen.“ Auch wenn die Vorbereitung noch so akribisch ausfällt – als Ersatzmann springt man immer ein bisschen ins kalte Wasser und muss sich zurechtfinden. „Mir hat es immer Spaß gemacht, Leute zu vertreten. Ich sehe die Herausforderung im Ungewissen. Nicht zu wissen, was kommt, ist auch eine Motivation zu üben [Anm: z.B. spielte er auch schon Christoph Moschbergers legendäres „Green Hornet“-Solo seinerzeit mit der Blassportgruppe]. Und außerdem ist es mir eine Ehre, angerufen zu werden. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss.“

Ein Leben als Edeljoker?

Soll es so jetzt weiter gehen oder sind doch fixe Engagements angepeilt? „Was ich augenblicklich tue, hatte ich so nie geplant, aber ich genieße die Zeit gerade sehr. Außerdem hatte ich nie das Bedürfnis, etwas Eigenes machen zu müssen. Section und ein bisschen Solo, das passt. Und mittlerweile hab mir einen Ruf erarbeitet.“ Apropos guter Ruf. Ludemann muss zugeben, dass es hin und wieder vorkommt, dass es beim Go-to-Guy Nr. 1 immer schwieriger wird, freie Termine zu finden. Viele Jobs überschneiden sich. Dennoch gäbe es Phasen, in denen nichts los ist. Aber genau diese Zeit müsse man nutzen, um zu üben und weiter zu gehen. „Viele Projekte sind doch anspruchsvoll und ich brauche die Zeit für die Vorbereitung.“ Auch wenn sich Ludemann vorstellen könne, irgendwann auch etwas Eigenes zu machen: Eine Festanstellung kommt für ihn augenblicklich nicht Frage. „Das hat einen anderen Groove. Aber irgendwann wird Sicherheit vielleicht auch wichtiger. Momentan spiele ich aber nichts, auf das ich auch keine Lust habe.“

Als Solist. Foto: James Cook

Und wie sieht es mit Unterricht aus? Einen Lehrgang für Subology könnte er doch anbieten, einem Lehrstuhl für angewandtes Einspringen vorstehen! Wahrscheinlich würden dann aber sehr viele Stunden ausfallen. Seine kecke Antwort: „Egal! Im besten Fall wären die Studenten ja auch immer unterwegs!“

Was man von Lorenzo Ludemann ansonsten lernen kann

Auch wenn es nicht so wirkt: „Nervosität war bei mir immer ein großes Thema. Und gute Vorbereitung ist – zumindest bei mir – das erste Mittel gegen Nervosität und eine Form von Sicherheit.“ Konkret heißt das, auch die Livesituation zuhause nachzustellen, auch gerne so laut wie auf der Bühne oder einen unangenehmen Einstieg auch mal höher zu üben, um sich später entspannter und sicherer dabei zu fühlen.

Von der psychischen Komponente zur physischen: Auch wenn er die Vorzüge einer Yoga-Atmung durchaus zu schätzen weiß, so ist sie ihm doch auf Dauer zu anstrengend. „Trompete spielen muss so natürlich sein wie möglich.“ Dennoch nutze er in gewissen Situationen spezielle Atemtechniken. Wenn eine allgemeine Verspannung z.B. dazu führt, dass „gerade gar nichts geht, leg ich das Ding weg und mach ein paar Atemübungen. 10-15 Minuten und es funktioniert wieder.“ Die sogenannte ‚Schachtelatmung‘, bei der 8 Mal schnell hintereinander in drei verschiedene Körbereiche (abdominal, Zwerchfell/Mitte und Schulter/Brust) eingeatmet und dann ganz langsam wieder ausgeatmet wird, ist so eine Technik.

Zum Thema Pressen: „Alle sagen immer, Druck ist negativ. Das ist er aber nur, wenn ich nicht genügend Gegendruck aufbringe.“ Ähnlich unorthodox die Aussage zur Höhe: „Andi sagt sogar, man soll in der Höhe klein und eng denken. Das klingt erst einmal kontraproduktiv, fördert aber die Projektion. Ganz prinzipiell gilt: Man muss sich selbst austricksen.“ So könne man z.B. eine Tonleiter nach oben spielen und dabei die Körperhaltung öffnen. „Wenn bei vielen in der Höhe der Hals zumacht, dann passieren Fehler eigentlich schon vorher.“ Deswegen soll man am besten in der Range üben, in der alles noch passt. Auch wenn das vielleicht manchmal langweilig ist. So macht es übrigens auch Ludemann selbst, vor allem, wenn er nach einer Pause – hin und wieder gibt es ein paar Wochen Trompetenabstinenz im Sommer – wieder zur Trompete greift. „Dann spiele ich maximal bis zum C3. Dieses Zurückkehren hat dann etwas Erfrischendes, wie ein Reset.“

Und wenn die Pause doch einmal vor der Zeit endet – wie geschehen bei einem Notfallanruf in seiner Weihnachtspause –, dann führe am Feinjustieren selbst am Tag des Gigs nichts vorbei. Da gehe es nicht darum, Kraft zu sparen, sondern das System ans Laufen zu bekommen. „Das Gefühl muss stimmen.“

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Und zur größten Baustelle des TrumpetScout, dem Zungenstoß? Aus dem Nähkästchen geplaudert: „Das was man hört, ist nicht das, was man machen muss.“ Übersetzt: Auch wenn es z.B. nach hartem Attack klingt, kann der hohe Ton trotzdem nur mit ha gestoßen worden sein. „Wenn du merkst, du bist fit, dann stoß‘ den Ton. Wenn nicht, halte dich an die weniger anstrengende und sichere Variante.“

Lorenzo Ludemanns Equipment

Ludemann spielt auf einer handelsüblichen 8335GS von Yamaha, also einem sehr universellen Instrument. Das Mundstück seiner Wahl kommt ebenfalls vom japanischen Hersteller und ist in der Größe 11A5 eigentlich für die Piccolotrompete konzipiert, dabei aber kein Spezialmundstück für extreme Höhenspezialisten. Es ist zwar eher klein und flach, jedoch mit einem etwas runderen Rand so konstruiert, dass es sich ein wenig größer anfühlt und Ludemann auch im unteren Register einen vollen Sound ermöglicht. Schließlich verfolgt auch er die Ein-Mundstück-Strategie.

Unglaublich, aber wahr

Auch wenn im Gespräch mit Lorenzo Ludemann auch dieser Satz fiel: „Je mehr ich weiß, desto schlechter spiele ich Trompete.“ Das beeindruckende Wissen, das der noch nicht einmal 28-Jährige bereits angehäuft hat, dürfte ihm nicht zum Nachteil gereichen. Und der eigene Ehrgeiz, von dem er ebenfalls sprach, sollte dem Mann mit athletischer Statur genauso wenig im Weg stehen, sondern ihn eher zu neuen Höchstleistungen antreiben.

Foto: Heiko Steudten

Was es sonst noch zu sagen gibt? Nicht nur, dass seine Eltern Berufsmusiker sind: ‚ludere‘ ist auch das lateinische Wort für ‚spielen‘. Der Ludemann ist also eigentlich der Spielmann. Zu allem Überfluss schaut man aus seiner Wohnung auch noch auf die Trompeterstraße. Das macht Lorenzo Ludemanns Biografie und seinen ‚Subway‘ zum Sideman der größten deutschen Pop Acts buchstäblich noch fantastischer. Und damit sind wir wieder am Anfang: Alles wie ausgedacht. Nur dann würde es einem keiner glauben.