Angespielt: Yamaha YTR-8335LA 2. Generation

Bei manchen neuen Hörnern kann der TrumpetScout einfach nicht widerstehen, über sie zu schreiben. Die zweite Entwicklungsstufe der Yamaha 8335LA ist so ein Instrument. Ein kurzer Eindruck und die wichtigsten Daten zu Wayne Bergerons neuer Signature-Trompete.

02 – also der Indikator für die 2. Generation – ist nicht einmal eingestanzt. Doch man fühlt auch so den Unterschied zur alten 8335LA.

Ein Kollege, der vor einigen Wochen vorbeikam, um ein Mundstück zu testen, brachte seinerseits ein unbeabsichtigtes Testobjekt mit: seine neue YTR-8335LA. Natürlich konnte der TrumpetScout nicht anders, als ein paar Töne darauf zu spielen. Das Urteil war im Kopf aber ex ante längst gefallen: Gutes Ding, bläst sich offen, spricht an, stimmt, aber ist auch nichts Besonderes, hat zu wenig Charakter und giert über einen langen Abend dann doch zu sehr nach Luft bzw. iat insgesamt zu wenig widerständig, um sich effizient damit in der Höhe zu bewegen (wenn man kein Wayne Bergeron ist, selbstverständlich). Im Grunde so wie beim alten Modell, nur eben in neu. Ein bisschen anders kam es dann aber doch.

Der Ersteindruck von der Yamaha 8335LA 2nd Gen

Ja, im direkten Vergleich mit gängigen und auch exotischen Vintage-Trompeten konnte man auch bei diesem neuen Modell eine Charakterschwäche attestieren. Der Ton war sehr clean, obwohl er auch Sizzle bot, aber sprach das Ohr z.B. bei Weitem nicht so an wie die warme Olds Ambassador. Dafür punktete die Trompete mit Gleichmäßigkeit (vor allem im Vergleich mit ganz alten Eisen ist dieser Jungspund beinahe unglaublich). Jeder Ton war vorhanden und fühlte sich gleich an. Nirgendwo tat sich dezidiert das Instrument schwer. Und auch in der Höhe war für den TrumpetScout nicht beim G3 Schluss wie es bei den sporadischen Tests mit der alten LA der Fall war. Bevor hier Yamaha in Misskredit gebracht und fälschlicherweise kolportiert wird, laut TrumpetScout mache das Bergeron-Horn „obenrum zu“: Das ist natürlich Quatsch. Wayne Bergeron ist Mr. A3 und spielt diesen Ton so sicher, voll und oft wie wahrscheinlich niemand anders auf diesem Globus – auf der neuen YTR-8335LA wie auch auf ihrer Vorgängerin. Nur der TrumpetScout konnte diesem Modell diesen Ton wahrscheinlich kein einziges Mal entlocken. Mit der neuen Trompete gelang das auf Anhieb. Ob es nur an der Trompete lag, der Tagesform, einer persönlichen Entwicklung oder dem neuen Lead-Mundstück? Das lässt sich nicht eindeutig sagen. Ein ‚Feels good‘-Erlebnis war dieses kurze Anblasen aber definitiv.

Eine schlichte Schönheit war dieses Modell schon immer.

Yamaha YTR-8335LA 2. Generation: So viel hat Yamaha verändert

Was hat Yamaha nun aber anders gemacht im Vergleich zum ersten Wurf (der immerhin rund 12 Jahre gehalten hat)? Ohne genaue Zahlen zur ersten Generation kennen, war der TrumpetScout erstaunt ob des geringen Gewichts. Die Messung im Musikhaus (Danke an dieser Stelle an das Musikhaus Danner in Linz!) ergab, dass es sich mit 1.007 Gramm bei diesem Instrument nicht nur gefühlt, sondern auch tatsächlich um ein echtes Leichtgewicht handelt. Für eine Allround-Trompete erstaunlich mager! Vielleicht ging in der Weiterentwicklung etwas Blechspeck verloren?

Yamaha verrät auf der eigenen Webseite einige Neuerungen, über die man nicht zu spekulieren braucht: Die Ventilbüchsen sind nun zweiteilig (wie viele moderne und hochpreisige Trompeten, die sich das wiederum von den ganz alten abgeschaut haben – darunter auch die neue YTR-8310Z) und sowohl beim Grundmaterial als auch bei der Gestaltung der Stützen zwischen den Ventilen hat sich etwas getan. Was genau, bleibt vorerst Geheimnis. Der Goldlack übertüncht leider die eigentliche Optik des Materials, sodass man nicht viel aus dem schließen kann, was man sieht.

Dann sind da natürlich die neuen unteren Ventildeckel aus Phosphor-Bronze – deren Besonderheit kann man tatsächlich mit bloßem Augen erkennen. Sie schimmern kupferfarben, und das ist, zumindest für den TrumpetScout, ein echtes Novum. Ebenfalls sichtbar, wenn auch sehr leicht übersehbar ist das filigrane Design der Wasserklappe. Das wurde anscheinend von den 9er Modellen, also den Instrumenten der Artist-Serie, übernommen.

Die Stege der Wasserklappe sind eigentlich gar nicht Yamaha-like, beinahe altgebacken verschnörkelt.

Zusätzlich wurden aber auch Änderungen am Messingbecher vorgenommen. Er erhielt ebenfalls wie die 8310Z einen French Bead, also einen flacher gearbeiteten Abschluss des Schallstücks. Zudem wurde die einteilige Glocke so gebogen, dass ihre Längsnaht im eingebauten Zustand nicht unterhalb verläuft, sondern seitlich, und zwar so, dass sie nach innen, also zu den Ventilen zeigt. Man spricht bei dieser Bauart auch von Side Seam. Gibt es ebenfalls bei der neuen Shew.

Viele dieser Maßnahmen sind nicht neu, sondern genau genommen sogar ziemlich alt. Bach hat einige davon vor Jahren in der hauseigenen Retro-Auflage seiner Stradivarius-Modelle wiedereingeführt – sehr zur Freude des TrumpetScout.

Du willst weiterhin ehrliche und unbeeinflusste Testartikel lesen? Dann unterstütze die Recherche- und Schreibarbeit von TrumpetScout: paypal.me/trumpetscout. Deine Spende macht diese Inhalte erst möglich – hier gibt es keine Schleichwerbung und keine gekauften Advertorials!

Wie tiefgreifend die Änderungen sind, ist dennoch verwunderlich, da so manche Überarbeitungen bei Yamaha in der Vergangenheit eher den Charakter einer Mikrojustierung hatten. Hier wurde viel angegangen und mit dem Ventilstock auch eine Kernkomponente grundlegend verändert. Es handelt sich nun um eine gänzlich andere Trompete.

So spielt und klingt die Yamaha 8335LA 02

Die erste Kostprobe vor zwei Monaten ließ dem TrumpetScout keine Ruhe. So führte der Weg ins Musikhaus, das eine neue LA vorrätig hatte. Erneuter Eindruck: Die Ansprache ist super, die Trompete spielt sich offen und leichtgängig. Mit so manchem Mundstück ist der Spielraum sogar so groß, dass es mit der Stimmung etwas schwer werden kann. Die Trompete erzeugt darüber hinaus mit Leichtigkeit verschiedene Sounds, klingt aber bei spitzem Spiel und mit viel Lautstärke weniger kernig und mehr ‚marginal‘. Soll heißen, der Ton ist breit und wird durch seine Ränder markiert, nicht durch sein Zentrum wie eine Bach – oder die YTR-6335RC, die auch zum Test vorrätig war. Vielleicht auch natürliches Resultat des geringen Gewichts wie auch bei der noch leichteren 8310Z: Derart zarte Trompeten, noch dazu mit großem und dünnwandigem Schallbecher, können nicht anders als raumfüllend und groß klingen. Man muss das alte Bild bemühen: Es ist weniger Vollstrahl bei der Spritzpistole als vielmehr Weit(er)winkel. Und ja – auch beim zweiten Date war das A3 dabei! Die Trompete mag dafür alleine nicht verantwortlich sein, aber sie steht einem zumindest nicht im Weg.

Der im Verhältnis zu ‚kleineren‘ Trompeten geringere Widerstand fühlt sich gut an. Wie das auf Dauer funktioniert, lässt sich leider anhand eines Kurztests nicht sagen. Aber prinzipiell ist das eine Trompete, auf der sich sehr viele Trompeter:innen sofort wohlfühlen werden.  Das bestätigt auch das Urteil des Händlers: Von allen sogenannten Profitrompeten aus dem Hause Yamaha verkaufe sich die 8335LA 02 gerade am besten. Trotz 400 Euro mehr als bei einer Standard-8335 und insgesamt rund 2.800 Euro Kaufpreis.