Die Schagerl Roman Empire – eine Trompete für Eroberungen?

Lange hat man bei Schagerl an der passenden Trompete für Roman Rindberger getüftelt, jahrelang sogar. Jetzt ist das Modell, für das der Mnozil Brass-Trompeter mit seinem (Vor-)Namen geradesteht, endlich erhältlich. Was ein Test der ersten Serie ergab: Das Warten war nicht umsonst.

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Auf den ersten Blick erkennbar, wenn auch noch sehr selten anzutreffen: die Schagerl Roman Empire.

Roman Empire. Auf Deutsch: römisches Imperium. Das klingt mächtig, verheißt ein Weltreich, impliziert Eroberungszüge. Man sieht den Circus Maximus und riecht das Lorbeerblatt… Aber zurück auf den Boden der Tatsachen. Trompetenkaiser wird man natürlich nicht durch den Erwerb eines bestimmten Instruments, da wollte Schagerl sicher nicht vermessen wirken. Vielmehr ist der Name lustig. Und wem fallen bessere Alternativen ein, in denen „Roman“ vorkommt? Er möge sie in den Kommentaren posten!

Schagerl Roman Empire: Gut Ding will Weile haben

Den Namenspatron Roman Rindberger hat der TrumpetScout erst kürzlich porträtiert und dabei auch persönlich getroffen. Er hat eine perfektionistische Ader und eine aufrichtige. Das heißt: Was auf den Markt kommt und seinen Namen trägt, muss zu 100% ausgereift sein. Für Kompromisse ist er nicht zu haben. Deshalb wurde das Projekt „Roman Empire“ auch nicht im Expressverfahren abgewickelt, sondern bekam einige Jahre Zeit, sich zu entwickeln. Der Name schwirrte bereits lange durch das Netz, auf den Preislisten von Schagerl suchte man die Trompete indes vergebens. In diesem Frühjahr hat sich das geändert.

Der Mnozil-Gig als Prüfstand

Rindberger hat mit den Schagerl-Leuten viel getestet, sowohl materialseitig als auch in Bezug auch die Architektur. Ziel war es, eine Trompete zu kreieren, die einen satten Klang und viel (Ab-)Strahlkraft hat ohne dabei den Spieler in kurzer Zeit auszulaugen. Effizienz war als das Gebot der Stunde, genauso wie Ausgewogenheit in puncto Sound – schließlich spielt Rindberger bei Mnozil Brass durch alle Lagen und will überall gut klingen. Ausgangspunkt war dann zunächst eine extrem schwere Trompete mit sehr vielen Stützplatten. Von dort wurde diätisch weitergearbeitet. Die Frage war: Welches Gewicht macht wo Sinn, welches ist überflüssig und demnach störend? Angekommen ist man bei einer durchschnittlich schweren Trompete (1.118 Gramm) mit überhaupt nicht durchschnittlichem Design. Auf dem langen Weg zum Ziel gab es aber auch Versuchungen. So manche Modifikation fühlt sich nämlich zunächst gut an. Aber erst wenn eine neue Entwicklungsstufe auch einem Mnozil-Gig standhielt, war die Veränderung auch eine praktische Verbesserung. „Einen besseren Prüfstein gibt es nicht“, ist sich Roman Rindberger gewiss.

Doppeltes Mundrohr und XY-Chromosome

Beginnen wir bei der Begutachtung mit der Mundstückaufnahme. Die ist nicht klobig gearbeitet, sondern sehr fein und wird von außen betrachtet fast übergangslos zum Mundrohr. Das wiederum bildet auch mit dem überlappenden Rohr, das den Stimmzug aufnimmt, eine Einheit was den Außendurchmesser anbelangt. Diesen Effekt erzieltt man nur durch ein zweites Rohr über dem eigentlichen Mundrohr (übrigens aus Goldmessing). Lediglich feine „Schnittstellen“ verraten die Separierung.

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Sieht fast aus wie aus einem Guss, der Abschnitt bis zum Stimmzug besteht aber auch hier aus drei Teilen.

Weiter geht es zum Stimmzug aus Goldmessing. Hier fällt natürlich die massige Stütze auf, die wie ein Ypsilon beim Handstand kurz vor dem Umkippen aussieht. Sie bildtet ein schönes Paar mit den Streben zwischen Mundrohr und Becher, die wie eine römische Zehn geformt sind: Trompetenzeichen XY – Bedeutung ungelöst. Der zurücklaufende Teil des Stimmzugs ist extrem lang, reicht also bis zum Bogen in die Maschine.

Auch die Roman Empire mit eigener Schagerl-Maschine

Eben jene wird bei Schagerl im Haus hergestellt. Von den Drehventilinstrumenten ist dies vielleicht schon eher bekannt, doch auch den Perinetstock für die Top-of-the-line-Modelle stellen die Österreicher selbst her. Die Gravur verspricht Medium Large. Mit 11,7 Millimetern bewegt man sich da schon an der Grenze zum nächsten Label, also Large. Verwendet werden Kunststoffführungen und extrem leichte Schraubdeckel. Geriffelt sind die weder oben noch unten. Wenn sie also einmal festsitzen sollten, bekommt man mit den Fingern Traktionsprobleme. Was auffällt, bevor man einen einzigen Ton gespielt hat: Der Federwiderstand ist groß, für technisch anspruchsvolle Literatur werden viele wohl auf weichere Spiralen umsteigen wollen.

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Made by Schagerl – das gilt sogar für die Ventile der Roman Empire.

Die Züge sind – das fällt in der versilberten Version nicht so sehr auf – schwer, da mit Neusilber beplankt. Auf das erfahrungsgemäß wertvolle Gewicht im Zentrum wollte man nicht verzichten.

Kleiner Becher mit kernigem Klang

Lässt man die Ventile in Luftstromrichtung hinter sich, sticht eine weitere Besonderheit ins Auge. Die Hülse, die die Verbindung zwischen Maschinenstock und Schallbecher fixiert, ist bei der Roman Empire besonders großzügig, konkret: lang, ausgeführt. Der Becher selbst dürfte – man kann hier sehr schlecht fundierte Vergleiche anstellen, da die Querschnittsverläufe des Schallstücks nicht so leicht zu erfassen sind wie die Bohrung der Ventile – ein enger sein. Das Auge kündigt das an, das Spielen bestätigt es.

Die Spieleigenschaften der Schagerl Roman Empire

Beim ersten Anblasen ist klar: Der Widerstand dieser Trompete ist groß. Das könnte einige Spieler abschrecken, vor allem aus dem Hobby-Segment. Man verliebt sich einfach leichter in eine Trompete, die sich frei und offen spielt. Leider ist das Ergebnis – Klang und Spieleffizienz – einer solchen Konstitution auf Dauer nicht berauschend. Anders die Roman Empire: Man gibt wenig und bekommt viel. Obwohl man gemeinhin Instrumente mit viel Widerstand gerne für die obere Lage empfiehlt, donnert diese Trompete regelrecht in der unteren, obwohl man nur mit halber Kraft agiert. Das ist wirklich außergewöhnlich. Doch man kann auch im Pianissimo spielen und tut sich dabei nicht schwer, das Blech zum Schwingen zu bringen.

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Da löst sich nichts. Das extralange Verbindungsstück sorgt für Extra-Tonstabilität.

Außerdem rasten die Töne gut ein. Nach oben hin nimmt der Widerstand noch ein wenig zu, aber vom kleinen G bis zum dreigestrichenen G, also in der Lage, die man als Trompeter ernsthaft braucht, ist alles möglich. Genau so hat es Roman Rindberger auch gewünscht. Eine Trompete, die den maximalen Output bei minimalem Aufwand liefert.

Loud as hell und hell wie ein Scheinwerfer

Gleich vorneweg: Das ist die lauteste Trompete, die der TrumpetScout seit bestehen dieser Seite testen konnte. Das Prinzip des hohen Widerstands am Anfang, das wie eine Düse einen Katapulteffekt erzeugt, ist hier ins Extreme geführt. Das konnte das Mikrofon beim Testvideo natürlich nicht erfassen. Abgesehen davon ist die Trompete sehr kernig und hell. Der Klang weckte zunächst Erinnerungen an alte Calicchios. Ungewöhnlich, dass ein Klassiker so ein Setup wählt – aber die Trompete kommt beim Namensgeber vornehmlich auf der Mnozil Brass-Bühne zum Einsatz. Da darf es ein wenig stechen!



Für etwas über 3.000 Euro bekommt man mit der Schagerl Roman Empire also eine Trompete, die komplett in Österreich gefertigt wurde, sehr eigen aussieht und enorm dabei hilft, Kraft zu sparen. Das sind Argumente für jeden Trompetenfan: den Asien-Skeptiker, den Design-Ästheten und den reinen Spieler.

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