Oft schon wurde der TrumpetScout von Lesern auf die abnehmbare Stimmzugstütze angesprochen, die ab und an auf Bildern und in Videos zu sehen ist. Wo ist die her? Was bringt sie? Und auch: Was kostet so etwas? Antworten darauf und die Möglichkeit eines Angebots gibt es in diesem Artikel.
Im Artikel zum Thema Trompeten-Tuning über Gewichtsaddition und -reduktion (übrigens einer der mit Abstand meistgelesenen!) dürfte die variable Stimmzugstütze zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung getreten sein:
Seit dieser Zeit erreichen den TrumpetScout immer wieder Anfragen in Bezug auf dieses Tuning-Accessoire.
Was ist eine Stimmzugstütze und was bewirkt sie?
Der TrumpetScout ließ sich seine variable Stütze vor knapp 20 Jahren anfertigen. Konkreter Auslöser dürfte damals eine neu gekaufte Stomvi Classica gewesen sein, eine Trompete in reversed leadpipe-Bauweise (wie auf dem Foto oben), die über keine Stütze im oder beim bzw. vor dem Stimmzugbogen verfügte – so im Übrigen die TS-Definition einer Stimmzugstütze. Der gleiche Fall liegt z.B. auch bei den populären Modellen 6310Z oder 8310Z von Yamaha vor oder deren Vorbildern, den Trompeten der B- und X-Serie von Schilke. Trompeten dieser Bauart ist viel Stützwerk per se verwehrt: Zwar kann im Bogen selbst eine Verstrebung angebracht werden (siehe ab Werk bei der Yamaha 3335 oder Schilkes S-Serie), aber eine zweite Stütze davor ist durch das überstülpende obere Rohr des Stimmzugs nicht möglich (vereinfacht gesprochen: oben bewegt es sich, unten nicht) und eine Verstrebung zwischen Mundrohr und Schallstück ist auch nur sehr nahe an der Maschine möglich. Langer Rede kurzer Sinn: Bei einer Trompete mit reversed leadpipe und stützfreiem Stimmzug zeigt eine gerade dort nachträglich angebrachte Strebe die größte Wirkung.
Und die wäre?
Wenn man eine (zusätzliche) Stimmzugstütze installiert, spürt man sofort zwei deutliche Veränderungen: 1. Der Widerstand nimmt zu und 2. der Ton wird härter, fokussierter, verliert an Breite und Frequenzen. Hört man den Trompetenton aus Publikumsposition, bemerkt man die tonliche Veränderung natürlich auch, kann aber auch eine Vergrößerung der Tragweite registrieren – die Projektion verbessert sich. Im Prinzip gleichen diese Veränderungen denen eines Boosters – auch der stabilisiert das Instrument und vermindert so den Energieverlust auf dem Weg zum Trichter -, nur weichen sie in ihrer Ausprägung doch von jenen ab. Vor allem der Widerstand ist anders gelagert.
Ein Besser oder Schlechter gibt es zwar bei der Projektion, nicht aber absolut im Bezug auf das Instrument (sonst würde man allerhöchstens aus Kostengründen Trompeten ohne Stützen bauen). Vielmehr hängt die Optimierung des Instruments vom Zweck ab. Oft ist ein weicherer oder auch lebendigerer Sound gefragter als ein harter, manchmal darf es aber auch mehr knallen und etwas starrer sein. Ohne Mikrofone in einem Freiluft-Setting ist eine gute Projektion besser, aber schlechter, wenn einem das Publikum direkt vor dem Schallbecher sitzt. Und Widerstand ist sowieso Geschmackssache, wenngleich eingestanden werden muss, dass im Falle der Stimmzugstütze höherer Widerstand sicher auch mit schlechterer Ansprache einhergeht.
Eine variable Stütze für mehr Flexibilität
Ein großer Vorteil einer abnehmbaren bzw. einsetzbaren Stimmzugstütze ist, dass kein Lack beschädigt und kein Instrumentenmacher für Lötarbeiten bezahlt werden muss. Außerdem ist die Stütze in Sekundenschnelle montiert und auch wieder entfernt. Und nur so kann man Unterschiede auch wirklich feststellen. Nach 15 Minuten Werkzeugeinsatz oder mehreren Tagen Wartezeit ist das nicht mehr verlässlich möglich. Bonus im Musikerleben: Man kann zwischen und sogar innerhalb von Stücken den Charakter seiner Trompete verändern.
Außerdem ermöglicht die verstellbare Stimmzugstütze sogar ein Feinjustieren Ihrer Wirkung. Je nach Trompetentyp kann man nämlich auch die Position einer Strebe variieren. Im Stimmzug selbst ist der Stabilitätsgewinn am größten und deshalb auch der Effekt. Ist dort die Wirkung zu stark, kann man nach hinten ausweichen (siehe oben). Ist der Platz im Bogen bereits belegt, kann man davor ‚zustützen‘ (siehe unten). In beiden Fällen kann man sich seinen persönlichen Sweet Spot aussuchen. Bei der Yamaha 9335CHS beispielsweise ist die Stütze vor dem Stimmzug weiter in Richtung des Spielers gerückt – ganz sicher nicht ohne Grund.
Was kostet eine solche schraubbare Stütze für die Trompete?
Der TrumpetScout hat für seine Stütze vor knapp zwei Dekaden 70 D-Mark bezahlt. Es handelte sich damals um eine Einzelanfertigung. Heute dürfte man mindestens diesen Betrag in Euro bezahlen – wenn man sich die Stütze ebenfalls als Einzelstück machen lässt.
Die Überlegung des TrumpetScout ist nun, eine solche Stütze herstellen zu lassen, die alle Bauweiten gängiger Perinetmodelle abdeckt – zwischen ultraenger Schilke und extrem weiter Conn Connstellation. Auch hierbei spielt der Preis natürlich eine Rolle. Mit größerer Stückzahl sinkt jener zwar (wobei Stückzahlen für eine echte Serienfertigung wohl eher utopisch sind), aber auch das Risiko, dass man auf seinen Exemplaren sitzen bleibt. Erste Gespräche wurden bereits geführt. Angepeilt ist ein Preis von unter 50 Euro inklusive Steuer und Versand.
Wie schätzen die TS-Leser diesen Preis ein? Bei gleicher Qualität wie beim ‚Prototyp‘ – und das ist die Minimalanforderung – wird man sich ein solches Accessoire nur einmal im Leben kaufen. Kaputt geht es nicht. Insofern also wohl ein besserer Deal als bei manch modernem Konsumprodukt 😉