Privatauktion: Der TrumpetScout verkauft seine Trompete

Man tut es nie gern, aber manchmal muss es sein: das Aufgeben einer liebgewonnenen Trompete. Folgen sind zuweilen echter Herzschmerz. In diesem Fall dient die Sache aber auch der Erleichterung. Dieser Artikel stellt die Trompete vor, die den TrumpetScout jahrelang begleitete, und nennt die zwei Gründe für die Trennung.

Eine Brassego Dizzy alias Haagston Custom I – das Design erinnert an Schilke Trompeten der B-Serie.

Wenn ein Trompetenverrückter seine Trompete verkauft, heißt das in der Regel, er verkauft eine Trompete. So auch in diesem Fall. Dennoch handelt es sich nicht nur um irgendeine Trompete aus der dritten Kofferreihe, sondern um das jahrelange Hauptinstrument: ein Modell aus dem Hause Haagston / Brassego.

Brassego ist der noch relativ junge Markenname der Blechblasinstrumente von Alois Mayer, dessen Instrumente lange unter dem Namen seines Geschäfts Haagston verkauft wurden. Nein, das ist also kein holländischer Anbieter, sondern eine österreichische Manufaktur mit Sitz in Haag.

Auf dem Schallbecher steht noch „Haagston“, da das Instrument in der Übergangsphase gebaut wurde, die Modellbezeichnung auf dem TS-Instrument lautet noch auf „Custom I“ – so wurden die Dizzy-Trompeten früher genannt. Die Haagston Custom I ist also eine Brassego Dizzy aus der Zeit des Rebrandings. Darf man den Preisen auf der Brassego-Webseite glauben, kostet diese in der lackierten Ausführung heute 2.600 Euro.

Das sind die Modifikation der TrumpetScout-Trompete

In Bezug auf Bohrung, Becher, Mundrohr und Material entspricht die Trompete genau dem Instrument, das man von der Stange (Stangenware gibt es natürlich bei einem Kleinhersteller nicht wirklich, da alles auf Bestellung gefertigt wird) bei Brassego unter dem Namen Dizzy erwerben kann. Dennoch gibt es kleine Modifikationen: 1. Es wurde die Zugführung des dritten Ventilzugs entfernt. 2. Die Ventildeckel oben wurden geplant und die Drücker selbst wurden abgedreht, sind jetzt also leichter und natürlich matt. Ähnliche Änderungen sind auch auf der Webseite zu sehen, gehen aber teilweise noch weiter, da dort die Deckel oben und unten komplett abgedreht wurden. 3. Einige Zeit nach Kauf wurde die Trompete entlackt. 4. Für den TrumpetScout-Artikel zum Thema Tieftemperaturbehandlung wurde das Instrument zu Georg Selders von soundfresh geschickt und in Stickstoff getaucht. Dazu gibt es ein Dokument mit Modellbezeichnung und Seriennummer (das natürlich mitverkauft wird!), der Wert davon liegt ungefähr bei 200 Euro. Interessanterweise ist die Trompete sogar auf der Webseite des Cryo-Anbieters zu sehen!

Das macht das TrumpetScout-Leadhorn technisch aus

Optisch erinnert die Trompete an ein typisches leichtes Eisen vom Schlage Schilke, Yamaha oder Martin: Die Windung ist relativ eng, der Stimmzugbogen ist überlappend (reversed), es gibt im Stimmzug keine Stütze und der Becher geht zum Ende hin weit auf. Die technischen Daten untermauern diesen Anschein: Das Gerät ist mit nur knapp über 1.000 Gramm ein Leichtgewicht. Dennoch ist der Korpus an den Zügen mit Neusilber versehen.

Reversed Leadpipe, Stimmbogen ohne Stütze, dafür Neusilberarmierung und ein relativ enger „Wrap“

Die Mundstückzwinge erinnert an die langen Receiver bei Calicchio. Gut sichtbar durch den fehlenden Lack ist die Zweigeteiltheit des Schallstücks. In der Tradition von Getzen und Conn setzt die Dizzy auf einen angelöteten Schalltrichterrand. Das verbessert die Projektion, aber dazu später mehr. Die Maschinenbohrung ist durchschnittlich – Medium Large, die Ventile sind aus Stahl gefertigt. Mundrohr und Stimmzugbogen hingegen wurden aus Goldmessingrohr gezogen.

Eine Trompete und ihr Charakter

Der TrumpetScout hat ein Faible für effiziente Trompeten, die einen Gegendruck erzeugen, den man nutzen kann, sowohl für Höhe, als auch für Lautstärke und für eine verbesserte Ausdauer. Ein anderes Wort für Gegendruck ist Widerstand. Mit einem erhöhten Widerstand – zumal vorne in der Trompete – muss man aber zurechtkommen. Liebe auf den ersten Luftstoß wird diese Trompete deshalb nicht bei jedem sein. Da das Messing im Becher nicht besonders dünn, sondern normal ausgeführt ist (schätzungsweise 0,45 mm), klingt die Dizzy gar nicht engelshell, wie man vielleicht anhand der anderen Daten vermuten könnte. Grell sind laut TS-Freundin eher andere Trompeten, die im Testalltag verglichen wurden. Diese klinge „schön“, sei aber unsäglich laut. Und ja, die Projektion ist hervorragend.

Auch in diesem Bild gut zu sehen ist die Lötnaht des Schallstücks quer zum Rohrverlauf. Diese Bauweise dürfte der Projektion zugute gekommen sein.

Ein extra Video dürfte nicht nötig sein, da die Trompete zum Beispiel bei der Demonstration des neuen Lead-Mundstücks (siehe unten) und in einigen Beiträgen auf Facebook zum Einsatz kam. Außerdem kann man sich für weitere Informationen den Artikel zur Brassego Tiger-Tail zu Gemüte führen – sie ist im Grunde eine Dizzy mit gebogenem Schallbecher und Hämmerung.

Die Vor- und Nachteile der Dizzy / Custom I

Fangen wir mit den Nachteilen an: Der hohe Widerstand macht das Spielen im unteren Register zu keinem Spaziergang. Dort befindet sich nicht der Trompete bevorzugtes Terrain. Durch die Trichterbauweise ist das Abstrahlverhalten außerdem so gut, dass kaum etwas beim Spieler bleibt. Übersetzt: Man hört sich schlecht, das Feedback ist mau.

Die Vorteile sind – man kann es sich denken – die Nachteile mit verkehrtem Vorzeichen: Je höher es geht, desto mehr spielt das Horn seine Stärken aus. Ab dem F2 spielt sie sich frei und bekommt den Widerstand, den man sich für das obere und oberste Register wünscht. Auch sehr schwer einrastende Töne wie das A3 gelingen damit leichter. Die Lautstärke wurde schon angesprochen – die Dizzy kann wirklich Wände wackeln lassen und Trommelfelle mit Mikrofissuren versehen. Und weiß man seine Luft gut einzusetzen, laugt einen diese Trompete kaum aus, vorausgesetzt man spielt nach Gefühl und nicht nach den Ohren.

Die Gründe für den Verkauf

Wer TrumpetScout auf Facebook folgt, weiß, dass ein Umzug mit verheerenden Umbauarbeiten anstanden. Leider zogen diese auch verheerende Kosten nach sich. Nun muss eine Trompete weichen, um die Kasse wieder zu nivellieren, und zwar die, die am teuersten war! Außerdem kommt seit dem Kauf einer alten Olds Ambassador verstärkt diese zum Einsatz, die einen großen Vorteil gegenüber der Dizzy besitzt – und das ist das bessere Feedback. Lead-Asse wie Andy Haderer betonen zwar gerne, dass man lernen muss, nach Gefühl und nicht das dem Ohr zu spielen (da klingen die Nachbarn und die ganze Band immer lauter), doch das ist in der Praxis ohne Monitore o.ä. für den TrumpetScout leider oft zu schwer.

Zustand, Lieferumfang und Verkaufsmodus

Die Trompete ist vier Jahre alt, hat in den letzten drei Jahren ohne lack natürlich Patina angesetzt, ist aber abgesehen davon makellos – sie hat überraschenderweise keine einzige Beule (zumindest wurde keine gesichtet). Einen Koffer gibt es nicht, ein Gigbag wird aber dazu gegeben – und (nur auf Wunsch) der Haargummi, der als Trigger für das dritte Ventil fungierte!

Wer Interesse hat, soll einfach eine Nachricht an write@trumpetscout.de schreiben und darin einen Preisvorschlag machen. Ein Anspielen ist jederzeit in der Nähe von Linz möglich, zur Ansicht würde ich nur unter bestimmten Bedingungen versenden.

An alle Effizienzfetischisten – die „Auktion“ kann beginnen!

DIE TROMPETE IST VERKAUFT!