Sebastian Höglauer: Der Grenzverschieber aus dem Grenzgebiet

Das Genre lautet ‚böhmische Blasmusik‘. Das Instrument ist die Trompete. Unter den wenigen bekannten Namen, die diese Überschneidung ergibt, suche man sich jetzt noch einen Rising Star. Welcher Name bleibt da übrig? Es kann nur einen geben: Sebastian Höglauer. Der TrumpetScout traf ihn im Mekka der polkarisierenden Glaubensgemeinschaft, am Woodstock der Blasmusik.

Eigentlich wollte Sebastian Höglauer mit Motorrad beim diesjährigen Woodstock der Blasmusik anreisen. Keine hundert Kilometer wären das von dort aus gewesen, wo Höglauer herkommt: Anger im Berchtesgadener Land (das ist so etwas wie ein deutscher Blinddarm, der ins österreichische Staatsgebiet ragt und den jeder deutsche Urlauber durchfährt, wenn er nach Salzburg, Kärnten oder weiter nach Kroatien möchte). Der Himmel hatte etwas gegen diese Spritztour auf zwei Rädern. Bei dem Regen hätte er noch eine Extramontur für die Rückfahrt einpacken müssen.

Als die schwärzesten Wolken am Nachmittag verzogen sind und sich die Festivalbesucher schon wieder ausgelassen vor der Hauptbühne tummeln, treffe ich Sebastian Höglauer auf dem Gelände, das an meinen Schuhen Spuren hinterlässt wie ein Pinsel auf der Leinwand. Nachdem ich ihn erblickt habe, braucht es noch eine ganze Weile bis ich ihm die Hand schütteln kann. Andere wollen das nämlich auch. Vielleicht auch noch eine Umarmung und am besten gleich ein Selfie. Höglauer ist in der Szene zweifelsohne ein Star. „Die ersten zwei Stunden auf so einem Festival ist das cool, dann wird’s aber anstrengend“, erklärt er ohne eine Spur Hochmut in der Stimme. Wir finden irgendwo backstage eine Bank im Schatten und Wasti, wie ihn alle nennen, plaudert so entspannt los wie er auch spielt. Weniger erwartet: Er spricht auch so pointiert wie er mit der Trompete phrasiert. Keine Ähhms, kein Suchen nach Worten, keine verbale Unsicherheit. Das heißt aber nicht, dass er etwa gestelzt spricht. Höglauer redet natürlich bairisch. Er sitzt vor seinem Auftritt auch da wie ein Bilderbuchbayer mit der kurzen Lederhose und dem grünen Gilet und auch seine Statur passt gut dazu. Typ Naturbursch eben.

Die freie Instrumentenwahl und eine natürliche Entscheidung für die Stilrichtung

Das verfestigt gleich ein Vorurteil, dass sich bei einem jungen Trompeter von seinem Schlage und Auftritt schnell einmal bildet: Der kann’s halt einfach. Purzelbaumkind, Riesentalent. Nerven aus Stahl oder besser noch: gleich gar keine Nerven. Aber ist dem auch wirklich so?

Höglauer wuchs in einer musikalischen Familie auf. Der Vater hatte ein Zimmer, in dem von Klarinette bis Tuba alles vorhanden war, da er sich selbst von klein zu immer größer ‚aufgeblasen‘ hatte. Der Erste, der ihm etwas beibrachte, war der Großvater, ein HornistMit sechs Jahren ging es los und der Weg in die heimische „Musi“, also die örtliche Musikkapelle war natürlich vorgezeichnet und damit auch das Repertoire: Märsche, Polkas und Walzer.

Lederhosen sind schon seine Sache. Sebastian Höglauer in Arbeitsmontur.

Und die haben den jungen Burschen keineswegs gelangweilt, wie man das möglicherweise außerhalb des Kerngebiets der böhmischen Blasmusik vielleicht vermuten könnte. Dazu muss man wissen: Im bairischen (jawohl, mit i!) Sprachraum, in der Schweiz, in Tschechien und in der Slowakei ist der Stellenwert der traditionellen Blasmusik sehr hoch und dementsprechend auch die Qualität in der Breite. So gab es in Höglauers Heimatkapelle gleich mehrere junge Wilde, die mit Eifer bei der Sache waren, und  in Sachen Literatur keine Generationgefechte wie vielleicht andernorts.

Überraschend ist, dass der Bub lange Zeit gar nicht Trompete spielte. „Ich hab als Flügelhornist bei der Musi angefangen und bis 19, 20 alles, was mit der Trompete zu tun hatte, gehasst, weil ich nicht liefern konnte. Ich bin vielmehr Melodiebläser als Trompeter und höre auch als Trompeter heute immer auf das, was die Melodie macht und versuche die zu vervollständigen. Das hat mir immer brutal viel gebracht – auch vom Klang her.“ Nicht liefern können – das klingt doch nach Nerven! Höglauer sieht er mangelnde Technik als Grund. „Erster Teil Südböhmische Polka – den hab ich regelmäßig vernudelt, weil ich eam ned rausbracht hob: Da-da-dat-dat war afoch a Problem fir mi.“ Damals war ihm das Manko aber „wurscht“, er betont, dass er nie hat funktionieren müssen. Er wollte nur Melodien schön Spielen. „Erst mit 21 hab ich mich hingesetzt und die Doppelzunge richtig geübt.“ Ist das vielleicht ein Grund dafür, warum er sie heute so extrem sauber, selbst in der höchsten Höhe beherrscht?

Früh verschiedene und fähige Lehrer plus massenweise Erfahrung

Im zarten Alter von neun Jahren kam man Höglauers Begabung nach und besorgte ihm einen Studenten des nahen Salzburger Mozarteums als Privatlehrer. Als der ging, übergab er ihn einem Kollegen, der darauf wieder einem Kollegen und jener einer Kollegin. So erhielt der junge Mann innerhalb von sechs Jahren ganz verschiedene Stimuli. Das ist selten und ganz sicher nicht schlecht. Im Alter zwischen 15 und 21 Jahren gab es dann gar keinen Lehrer mehr. „Ich habe viel gespielt und mir dabei Kraft und Routine geholt.“ Davon dürfte Wastis Karriere profitiert haben und ihm, der erst 1990 geboren wurde, eine spürbare Reife und schon viele erfolgreiche Jahre beschert haben. Er sieht es selbst als problematisch an, wenn man zu viel im stillen Kämmerlein und nur verkopft für den Lehrer, Vorspiele oder Orchesterjobs übt, die irgendwann später einmal vielleicht kommen werden. „Du stehst dann nämlich auf der Bühne und bist nur ein Schatten deiner selbst.“

„Wasti“.

 

Außerdem hat er sich auf dem Flügelhorn ein effizientes Spiel angeeignet, wenngleich er unterscheidet zwischen der Ausdauerkraft, die man dort braucht und der „garchen“, also der Schnellkraft, die das Obligatspiel auf der Trompete erfordert. „Du lernst als Flügelhornist, dir die Kraft einzuteilen.“

Ein Entscheidung für einen Musikberuf, nicht für Berufsmusik

Nach der Realschule begann Höglauer mit 16 Jahren eine Ausbildung als Instrumentenbauer bei Franz Weber in Chieming. Die täglichen 30 Kilometer hin und zurück boten dem Nachwuchshandwerker viel Zeit, um Musik zu hören, vor allem für ihn neue Musik – und das war vornehmlich Jazz. Mit dem hatte er bislang nämlich gar nichts am Hut. Eine Platte hatte es ihm damals besonders angetan und auch die Augen geöffnet im Hinblick auf das, was man aus einer Trompete eigentlich alles an Klängen herausholen kann: Lester Bowies  The Odyssey of Funk & Popular Music.

Aber wie kam dann der professional turn? Hat Höglauer einfach gemerkt, dass da mehr geht? „Nein“, antwortet er ganz zackig, „es hat mich nur tierisch genervt, dass ich den ganzen Tag eine Trompete in der Hand habe, aber einfach nicht darauf spielen darf!“ Stimmt, bei einem Trompetenbauer sollte man tunlichst auch Trompeten herstellen und sie nicht nur spielen. Abends spielte der Azubi ja sowieso immer. „Jeden zweiten Abend probten wir mit irgendeiner Danzlmusi [also einer kleinen Besetzung, die traditionell zum Tanz spielte].“

Der neue Plan A: Studium Konzertfach in Linz

Mit der Ausbildung als spezialisierter Blechblasinstrumentenbauer und dem nebenher erworbenen Fachabitur sicherte sich Höglauer die Existenz. Der Plan A stand. Weil er aber das Musikmachen eben noch lieber mochte als das Instrumentemachen, folgte er der Einladung seines Kumpels Stefan Huber, Tubist bei LaBrassBanda, in Linz für das Studium der Trompete vorzuspielen. „Er meinte, wenn sie dich nehmen, ist gut, wenn nicht, dann halt nicht.“ Man hat ihn natürlich angenommen. Ab 2010 studierte der Handwerksgeselle also an der Bruckner Universität Konzertfach Trompete. Sein Lehrer: Josef Eidenberger.

Höglauer redet über niemanden schlecht. Über Eidenberger redet er aber besonders gut. Jener half ihm nämlich auf undogmatische Art und Weise. Wann immer der Student aus Bayern erkannte, dass ihn ein vorgeschlagener Weg nicht ans Ziel bringt, schlug ihm der Professor einen zweiten oder dritten vor. Höglauer ist keiner, der jahrelang blind folgt, ja nicht einmal wochenlang, wenn sich kein Erfolg einstellt. Er scheint ein gutes Gespür dafür zu besitzen, was ihm hilft. Für solch einen Typus braucht es aber auch den richtigen Lehrer. Der muss viele Wege kennen und darf kein aufgeblasenes Ego haben. „Wenn der Sepp mal nicht konnte, hat er uns zu einem Kollegen geschickt. Wir waren zwar in seiner Klasse, aber er hat keine Besitzansprüche gestellt.“

Höglauers Zugang zur Institution Musikhochschule war ein ursprünglicher. Ihm ging es nicht um einen Abschluss und eine Stelle im Orchester, sondern ums Lernen. „Ich hatte nie den Druck, mit dem Studium etwas erreichen zu müssen. Ich habe es nur zur persönlichen Bildung genutzt.“ Alles andere sieht er auch als Kamikaze-Unternehmung, da es jährlich so viele Absolventen gebe, aber nicht einmal annähernd entsprechende Stellen. Wasti wollte ein besserer Musiker werden und hatte ja zudem noch den Plan B als Trompetenbauer.

Diese Grundentspanntheit erklärt wahrscheinlich seine überdurchschnittlich steile Entwicklung während der viereinhalb Jahre in Linz – und das Ende des Studiums ohne Titel. Wissen abgegriffen. Wer braucht da noch ein Zeugnis?

Höglauer heute: Ernst Hutter, die eigene Partie und viele andere Jobs

Ins Sinfonieorchester wollte der Mann, der nicht nur wegen seiner Brillengläser besonders scharf zu sehen scheint, was er möchte, nie. „Die Klassik wäre nichts für mich gewesen – wegen der Mentalität im Orchester.“ Ihm ist das Miteinander mit den Mitspielern extrem wichtig, nicht nur wegen der eigenen Stimmung: „Wenn du auf der Bühne bist und dich mit deinen Kollegen megagut verstehst, ist das Publikum automatisch voll dabei.“

Eigentlich ist das Flügelhorn das heimliche Haupptinstrument Höglauers. Zumindest im Herzen.

 

Warum sollte Höglauer aber auch plötzlich das Genre wechseln? So blieb er seinen Wurzeln treu und baute seine Reputation aus. Man sah und hörte ihn innerhalb des Szenekreises allerorten südlich des Weißwurstäquators. Zu der bereits 2008 gegründeten und von ihm selbst geleiteten Holzfrei-Böhmischen gesellten sich andere fixe Besetzungen und diverse Aushilfsjobs. Über Max Obermüller von der Hauskapelle des Münchner Hofbräuhauses kam dann das Engagement als Trompeter der fulminant im sozialen Medien gefeierten Kleinen Besetzung von Ernst Hutters Egerländer Musikanten. Als Wasti später dann in seiner Lieblingsposition als Flügelhornist in das große Orchester der legendären Egerländer berufen wurde, kam das einem Ritterschlag gleich („Neben den alten Haudegen komm ich mir vor wie ein Würstel. Die geben bei jedem Ton alles!“) – und sorgte für großen Stolz auch in Höglauers Heimatkapelle, der er immer noch als zweiter Kapellmeister mit großer Begeisterung vorsteht.

Höglauer ist ein Teamplayer. Eine Karriere als deutscher Vlado Kumpan? Eher unwahrscheinlich. „Ich muss nicht vorne stehen und zeigen, dass ich der mit den dicken Eiern und den hohen Tönen bin! Ich will drinsitzen und ab und zu ein F3 ausenageln. Lieber weniger und des guad!“ Auch eine ungleiche Bezahlung in Hinblick auf die exponierte Trompetenstimme ist für ihn nie ein Thema: „Wir geben alle alles und verbringen die gleiche Zeit auf der Bühne. Vielleicht spielt der an der dritten Klarinette sogar mehr als ich.“

Sebastian Höglauer und sein Equipment

Dass Sebastian Höglauer als gelernter Trompetenbauer seine Trompete und sein Flügelhorn selbst gebaut hat, steht außer Frage. Die Trompete ist im typischen Weber-Design gehalten und – für den Betrieb vom Chiemsee ebenfalls üblich – aus dickem Blech gemacht. „Mei Trompeten is quasi a Panzer!“ Das bringt uns auch wieder zurück auf das Soundideal des 28-Jährigen. „Wenn es hoch wird, stört mich oft der Sound, z.B. in der Big Band. Dort passt er, aber in Blasmusik muss es fett sein. Durch die Masse meiner Trompete muss ich nicht so extrem draufdrücken, dass es am Ende gar noch scharf wird. Und wenn du einen Ton hast, dann schneidest du alles durch!“

Flügelhorn und Trompete sind bei Höglauer selbstgemacht, aber auch an Mundstücken legt er selbst Hand an.

 

Der Mann mit der Ringerstatur mag es aber nicht nur schwer, sondern auch noch sehr offen. „I krieg an Vogel, wenn i die Luft ned wegkrieg!“ So ist die Maschinenbohrung seiner Weber zwar durchschnittlich (11,7 mm), das Mundrohr aber ist am Eingang circa einen vollen Millimeter (!) weiter als das anderer Hersteller. Abflussrohr Hilfsausdruck. Obendrein hat er sein Trompetenmundstück auch noch vergrößert. Das Warburton-Top in der Größe 4M sitzt auf einer von Haus aus großen Backbore vom Typ 12*, die hat Wasti aber noch aufgebohrt. Eine Kollege, der das Ding einmal beäugen konnte, gibt zu Protokoll, dass man da „einen Bleistift durchstecken könnte“. (Zum Interview war leider nur das Flügelhorn eingepackt.) Höglauer weiß natürlich, wie individuell solche Ansprüche sind, aber auch wie individuell die Sounds der Spieler. Er würde auf einer anderen Trompete nicht viel anders klingen, auf einem anderen Mundstück auch nicht. Blindtests in der Werkstatt hätten das bewiesen. So fühle er sich nur wohler.

Höglauer und die Höhe

Wer Sebastian Höglauer noch nicht gehört hat, fragt sich jetzt, was dessen Spiel so besonders macht. Kurz: Klangkultur, technische Akkuratesse und aufreizend sichere Höhe. Und alles scheint bei ihm irgendwie zusammenzuhängen. Sein gemeinsamer Nenner: Luft. „Ich habe nie hoch spielen können, bis ich während des Studiums mit der Luft beschäftigte. Ab dann ist es von alleine gegangen.“ Der Fast-schon-Österreicher erinnert sich an den Vortrag eines Trompeters von Munich Chamber Brass, in dem eine halbe Stunde lang nur übers Luftholen gesprochen wurde. Er versuchte daraufhin, mehr Lungenkapazität zu nutzen. „Man schnauft nämlich oft nur dahin, wo man auch hinsieht!“ Mache man den eigenen Luftsack aber komplett voll, also auch nach hinten, erklärt Höglauer, der selbst sogar schon mit Asthma zu kämpfen hatte, erzeuge das Körpergewicht ganz alleine die nötige Kompression – ohne Anstrengung. Dennoch brauche es Körperspannung. „Die beginnt für mich im Brustkorb unterhalb des Halses und endet hier.“ Er zeigt auf die Hüften. „Spätestens die Füße müssen wieder locker sein.“ Nochmal klarer zum Problem Nummer 1 vieler Blechbläser: „Wenn der Hals zumacht, hast verloren!“

Ein Lip Shot für all diejenigen, die die Spuren des Mundstücks auf Sebastian Höglauers Lippen begutachten wollen.

Das mit dem Hals war bei Wasti zwar nie ein Problem, „aber die Grenze in der Höhe kam früh“. Dieser Grenze entgegnete er auf verschiedene Arten. Erstens: Mit Trotz und Überwindung. „Ein Gewichtheber, der immer nur 80 Kilo stemmt, wird nie mehr schaffen, da er sich daran gewöhnt hat. Genauso ist es bei der Trompete. Wenn es bis zum Dreier C reicht, musst das nächste Mal noch fester blasen. Es is ka Hexerei!“ Zweitens: Routine. Er habe ein Jahr gezielt Höhe trainiert, es dabei aber nicht übertrieben. Kommt ein Es3 sicher, geht man zum E, dann zum F. Step by step und langsam. „Wenn du versuchst, zu schnell zu weit zu kommen, ist der Bereich drunter nicht safe und du verlierst wieder.“ Drittens: Flexibilität. Anfangs verrutschte Höglauer sein Mundstück, wenn er höhere Lage erklomm. Dagegen halfen die Übungen von Stamp, die Pedallage mit den höchsten verbindet. Dennoch gibt es auch für ihn scheinbar Problemtöne. „Für mich ist das As und A oben einfacher als das G. Ich weiß nicht wieso, aber ich hass das G!“ Da er dabei lacht, sollte man sich wegen der G-Problematik kein allzu großen Sorgen bereiten.

Höglauers größte Stärke: Konzentrationsfähigkeit und Furchtlosigkeit

Es ist aber weniger die schiere Beherrschung des Instruments, die Höglauer auszeichnet, sondern die Leichtigkeit und Unbekümmertheit, mit der er jene auf der Bühne einbringt. Christoph Moschberger sagt wohl auch deshalb über seinen Egerländerkollegen voller Anerkennung: „Er ist gerade dabei, die Grenzen zu verschieben. Was der spielt, hat man bisher einfach nicht gewagt.“ Er spielt damit auf Signale und Trioübergänge an, die Höglauer sauber und geschmackvoll jenseits des G3 exekutiert und anderen schon eine Oktave tiefer Flitzekacke bescheren. „I denk hoid ned drüber noch. I hab ka Angst vor irgendam Ton. A wenn er foisch is, bin ich wahrscheinlich der, der als erster drüber locha kon. Du Vollidiot, jetzt hat’s scho fuchzig moi hikaut, warum ned beim anafuchzigsten moi?“ Für seine seltenen Aussetzer macht er Ablenkungen verantwortlich, Kleinigkeiten.

Es reiche eine Millisekunde, in der irgendetwas Besonderes im Publikum passiere. Konzentration ist daher unabdinglich. Ohne sie könne das Talent noch so groß sein, die Technik noch so ausgereift. Seine Stärke sei aber eben, Fehlern nicht nachzuhängen oder darüber ins Grübeln zu geraten. „Wenn ich auf der Bühne bin und einen hohen Ton versemmel, dann wird daraus nie eine Krise.“ Versagensangst dürfe man gerade als Trompeter in den typischen böhmischen Besetzungen keine haben. „Dann sitzt am falschen Stuhl.“

Es reiche eine Millisekunde, in der irgendetwas Besonderes im Publikum passiere. Konzentration ist daher unabdinglich. Ohne sie könne das Talent noch so groß sein, die Technik noch so ausgereift. Seine Stärke sei aber eben, Fehlern nicht nachzuhängen oder darüber ins Grübeln zu geraten. „Wenn ich auf der Bühne bin und einen hohen Ton versemmel, dann wird daraus nie eine Krise.“ Versagensangst dürfe man gerade als Trompeter in den typischen böhmischen Besetzungen keine haben. „Dann sitzt am falschen Stuhl.“


An einem Porträt wie diesem sitzt man lange: einen halben Tag kostet das Interview, zwei Tage schreibt man, dann folgen Korrekturprozesse. Daneben müssen auch noch Fotos bearbeitet werden. Drei Tage sind also das Minimum. Das geht nicht ohne deine Unterstützung – schon wenige Euros helfen: paypal.me/trumpetscout Danke!


Krise entstünden laut Höglauer nur, wenn im privaten Umfeld irgendetwas nicht passe. Dann müsse man aber einfach mal pausieren und diese Probleme lösen – heute mehr denn jemals zuvor. Wegen der Omnipräsenz von Smartphones und der Ich-stelle-alles-ins-Netz-Kultur hängen einem Patzer nun nämlich tatsächlich nach. Wer sich davon nicht im Kopf freimachen könne, habe ein echtes Problem, das mit wachsender Reputation natürlich auch nicht kleiner wird. Und mit gesteigertem Alkoholkonsum erst recht nicht. „Wenn ich jetzt mit dir ein Bier trink‘, heißt das nicht, dass ich nachher nicht mehr spielen kann. Aber wenn ich vier Halbe brauch, damit ich überhaupt erst auf die Bühne kann, dann hab ich ein Problem.“

Alleine diese Formulierungen beweisen: Auch wenn er sagt, er denke über Fehler nicht nach, er tut es doch. Nur lässt sich der junge Mann aus dem Berchtesgadener Land dadurch nicht ins Bockshorn jagen.

„Ich habe einen Lottosechser.“

Nach diesem Gespräch ist klar: Der Höglauer ist nicht einfach vom Himmel gefallen. Zwar kam er zweifelsfrei mit großem Talent auf die Welt, aber sicher hatte er auch das große Glück, am richtigen Ort und in das richtige Umfeld geboren worden zu sein. Es gab früh Förderer, dann ähnlich denkende Freunde und gute Lehrer. Dennoch traf er selbst die richtigen Entscheidungen; nämlich nicht gleich den Weg des Berufsmusikers einzuschlagen und dann später während des Studiums nur das zu machen, was er für richtig hielt. „Es hätte in meinem Umfeld noch fünf, sechs andere Trompeter gegeben, die die gleichen Anlagen gehabt haben, aber dann nicht die richtigen Förderer trafen bzw. den entscheidenden Schritt zur richtigen Zeit nicht gegangen sind – oder ihn vielleicht einfach nicht gehen wollten. Ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht. Für mich ist das ein Lottosechser.“

Irgendwas vergessen? Auch wenn es nicht so aussieht: Ein Arbeiter ist er doch auch, der Wasti, der oft sagt, dass er nur zufrieden ist, wenn er alles gegeben hat. Plogst du di gern? „I plog mi sehr gern!“