Den TrumpetScout erreichten schon viele Anfragen zum Thema Mundstücke von Dave Monette. Nach Jahren der Verweigerung wagt er sich nun doch an dieses Sujet – nicht im Sinne eines klassischen Tests, sondern als eine technische Analyse; denn die Monette-Oberteile sind sehr eigenwillig konstruiert.
Seit es TrumpetScout gibt, gibt es praktisch auch Anfragen zu Monette-Mundstücken.
Kleiner Exkurs bereits im zweiten Satz: Der Firmen- und Familienname Monette wird ‚Monett‘ (oder mit weicherem amerikanischem Verschlusslaut am Ende: [mɔnɛd]) ausgesprochen, nicht ‚Monee‘ ([mɔnɛ]) wie der berühmte impressionistische Maler.
Das ist kein Mundstück-Test!
Prinzipiell will der TrumpetScout aber keine Mundstücke bewerten oder im gewohnten Sinne einem Test unterziehen, der dann in ein ausformuliertes Bewertungsprotokoll mündet. Zu groß ist die Auswahl an Ausführungen alleine bei einem einzigen Hersteller und zu unterschiedlich sind die Körper und Ansätze mit denen einen Mundstück harmonieren muss. In diesem Jahr wird sich dieses Verbot dennoch weiter aufweichen, nachdem 2017 auch bereits ‚regelwidrig‘ über das neue TS-Leadmundstück und über Plastikmundstücke im Allgemeinen berichtet wurde. Trotzdem: Artikel, die sich um ein einziges Mundstück drehen und hier als Tests markiert wären, wird es auch künftig nicht geben.
Aber zurück zu Monette. Instrumente aus der Produktion des US-Amerikaners Dave Monette sind nur für die wenigsten leistbar. Seine Mundstücke kann man zwar in der Regel ohne Kredit finanzieren, sie kosten dennoch so viel wie günstige Trompeten. Trotzdem sieht man diese Erzeugnisse gar nicht selten, sowohl bei Profis als auch bei Laien. Holt man sich damit nur ein Stück des Monette-Glamours ins Trompeterleben oder sind die Mundstücke einfach besser als die anderer Hersteller? Schon vor der genaueren Analyse steht fest: Monette-Mundstücke sind ganz sicher teurer, aber ganz sicher auch anders als der Rest des Marktes. Der TrumpetScout sagt, was anders ist.
Die Unterschiede zwischen Monette und allen anderen
Der TrumpetScout sprach 2017 mit Rashawn Ross, der in einigen populären Videos von Dave Monette vorkommt und selbst ein Mundstück aus dessen Schmiede spielt. Er erklärte, dass die Bohrung oder Kehle der Monette-Mundstücke deutlich größer als bei anderen sei, dafür aber der Schaft deutlich kürzer und somit die Gap größer, was wiederum den Widerstand erhöhe und quasi den größeren Luftdurchfluss durch das (einfach gesprochen) größere Loch kompensiere. Alles Konjunktiv I, da wiedergegebene Rede, wenngleich Monette in den FAQs der Firmenwebseite die größere Bohrung und den kürzeren Schaft bestätigt.
Und in der Tat, als der TrumpetScout nach einigen Jahren wieder einmal die Chance hatte, in Freiburg eine der vielen Kammern von Musik Bertram zu besuchen und dort Monette-Mundstücke zu probieren, bestätigte sich ganz klar: Die Monettes sind deutlich kürzer (leider war kein Messgerät zur Hand – geschätzt zwischen 5 und 8 mm) als durchschnittliche Oberteile für die Trompete.
Der Unterschied beim Kehlendurchmesser ist ohne entsprechendes Werkzeug noch deutlich weniger genau zu bestimmen, doch auch er dürfte mit bloßem Auge zu erkennen sein: Das Monette wirkt zumindest ‚größer‘.
Monette sagt, dass je nach Modell verschiedene Bohrungen zum Einsatz kommen. Das amerikanische System für diese Kehlendurchmesser ist negativ progressiv. D.h., je größer die Zahl, desto kleiner der Durchmesser. Ein 27er Durchlass wie beim Bach 10 1/2S (und den meisten anderen Bachs) entspricht 3,66, ein 20er 4,09 Millimetern. Abel Hive hat auf hier ein entsprechende Tabelle erstellt und diskutiert auch die Folgen einer weiteren Kehle. In amerikanischen Foren berichten Monette-Kunden von Bohrungsgrößen zwischen 25 und zehn. Das verheißt große Unterschiede, aber absolut gesehen durch die Bank große bis hin zu gigantischen Kehlen.
Was Monette verspricht
Monette sagt, dass die Intonation sich durch ihre Mundstücke potentiell verbessere. Potentiell deshalb, da es dafür eine Anpassung des Spiels an das neue Equipment geben müsse und das auch Zeit brauche. Die eigene Erfindung mit Namen „constant pitch center“ ist wohl aber in Zusammenhang mit den oben genannten baulichen Besonderheiten zu sehen. Hohe Töne sollen nicht mehr prinzipiell zu hoch sein, tiefe nicht tief, typische Hänger an bestimmten Stellen ausbleiben. Der Spieler blase die Töne mehr im Zentrum an, insgesamt müsse der Stimmzug nicht mehr so weit herausgezogen werden, was auch der Tonqualität zugute komme.
Was der TrumpetScout bemerkt
Klar, eine größere Kehle macht einen größeren und auch einen lauteren Ton. Das hat der TrumpetScout schon in seiner ‚Warburton-Zeit‘ erlebt: Eine größe Backbore und der Klang wird deutlich fetter und dunkler. Leider geht dabei auch die Ausdauer flöten. Bei den Monettes sind alle acht gespielten Mundstücke offener als das eigene Bach 10 1/2S, sie sprechen in der untersten Lage viel besser an und bieten einen volleren Sound und tonlich einfach mehr, sind nicht so nasal wie das seichte und enge Bach. Wie ist es aber in der obersten Lage? Kann der verkürzte Schaft da seine vermeintliche Stauwirkung (ist die Gap nämlich extrem groß, entsteht eine Art Vorkammer vor dem Mundrohr) entfalten? Hmm… Zunächst einmal ist jede der Preziosen mit einem Klebestreifen geschützt. Das ist im Sinne des Händlers nur verständlich, schließlich verkauft sich so ein teures und vergoldetes Ding mit Kratzer einfach nicht mehr. Schlecht für einen Test ist es trotzdem, da die Gap noch einmal deutlich verändert wird. Apropos Gap: Falls nun jemand anzweifelt, dass diese wirklich größer ist (denn ein kürzerer Schaft könnte ja auch schmäler sein) – sie ist es tatsächlich.
Aber zurück zum Thema Widerstand. Dem TrumpetScout hat er für die oberste Lage gefehlt. Der Ton ist zwar reicher, aber schwieriger war es auf jeden Fall, dort herumzuturnen. Auch klar: Das eigene Mundstück ist man gewohnt, ein neues bringt oft erst einmal Verwirrung ins System. Dennoch kristallisiert sich schnell heraus, dass ‚die großen Löcher‘ müde machen. Die Testerei führte trotz Pausen schnell zu Ermattung.
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Anderes großes Thema ist die Intonation. Mit dem Stimmgerät wurde viele neuralgische Töne überprüft. Fällt es auf einem Monette leichter, sie im Zentrum anszuspielen? Schwer zu sagen – wenn man hinschaut, korrumpiert man sich schon selbst. Schlechter stimmte die Trompete aber auf keinen Fall. Und ohne Tesa-Streifen geht es womöglich auch noch besser. Aber das Anspielen im Zentrum gelingt auf dem Video mit dem gewohnten Bach nicht so gut. Eine self-fulfilling prophecy? Der Kopf spielt zumindest immer mit.
Die Monette-Favoriten für den TrumpetScout
Über Ränder und Kessel soll hier gar nicht erst gesprochen werden. Verlangt wurden tendenziell Big Band-Mundstücke. Einige davon wurden ganz schnell weggelegt, zwei davon lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen: das MFII und das B15L. Vielleicht gäbe es noch andere passende und gar passendere. Und für andere Spieler sind wieder andere Typen interessant. Interessant und fast essentiell wäre aber ein Langzeitversuch. Wie gewöhnt man sich an ein Monette? Profitiert man im Laufe derzeit tatsächlich von den versprochenen Vorzügen? Wird sogar die Ausdauer besser, wenn man im Tonzentrum entspannter spielt? Das sind Fragen, die offen bleiben. Ihre Beantwortung kostet eine schöne Stange Geld. Laut Bertram-Preisliste nämlich zwischen 290 und 384 Euro. Eine andere Lösung wird es kaum geben. Nur ein billiges Mundstück kürzen und aufbohren – damit dürfte es nicht getan sein. Freiwillige für einen solchen Test wären trotzdem willkommen…
Wer Langzeit-Erfahrungen mit Monette hat, möge diese gerne in den Kommentaren kundtun. Darüberhinaus lässt sich über das passende Mundstück kaum streiten. Blöd nur, wenn es eben ausgerechnet ein sehr teures ist.