Manchmal spielt man irgendwo eine Trompete ein einziges Mal an und trifft dann Jahre lang nie wieder auf das gleiche Modell, obwohl es bleibenden und guten Eindruck hinterlassen hat. So fängt auch die Geschichte im Vorfeld dieses Tests der MBX 2 von B&S an – die Geschichte einer Begegnung mit Missverständnissen und doch Klarheit.
Der TrumpetScout testete vor einigen Jahren in einem Musikhaus eine neue B&S MBX. Dies geschah in einer Zeit, als er sich sehr für Trompeten mit weiten und dünnen Bechern interessierte. Die Kanstul 1600 bzw. das Äquivalent von Yamaha, die 8335 LA, aber auch das Bobby Shew-Modell der Japaner waren Objekte der Begierde. Ein Bekannter suchte gerade eine anständiges Instrument und bekam aus den Vitrinen zum Probieren mehrere Hörner gereicht, darunter auch eine MBX des deutschen Herstellers. Der eine spielte, der andere hörte zu und andersherum. Als die Trompete mit den drei Buchstaben an der Reihe war, ergaben sich zwei deutliche und einstimmige Eindrücke: Der Klang ist durchdringend, aber fast steril und – die Trompete geht wahnsinnig gut los. Auch im ganz schwierigen Register jenseits des G3 bot sich eine bis dato nie dagewesene Sicherheit. Man mag das mit den Jahren verklären, doch immer wieder dachte der TrumpetScout an diese Eigenschaften zurück.
B&S MBX: eine Stück in drei Akten
Das war auch der Grund, nun bei B&S nachzufragen und um ein Testinstrument zu bitten. Leider wurde durch den Blick auf die Webseite des Herstellers ersichtlich, dass es das Modell wie ursprünglich angeblasen nicht mehr gibt. Nach der Ernüchterung wurde trotzdem der Nachfolger, die MBX 2, angefordert.
Erst gegen Ende der Testphase brachte ein persönliches Gespräch mit einem Verkaufsverantwortlichen Klarheit: Die MBX (1) wird nach wie vor gebaut (findet sich aber derzeit nicht im Online-Katalog), die MBX 2 gibt es dazu parallel und sogar eine dritte, logischerweise die MBX 3 (Beiname: Heritage), hat bereits den Weg in manche Shops gefunden. Alle drei Modelle wurden gemeinsam mit dem französischen Trompeter Christian Martinez entwickelt, einem Profi im Bereich Jazz und Commercial, der wohl auch namensgebend gewesen ein dürfte: Alle MBXs sind Martinez-B-Trompeten der X-Modelllinie.
Spezifikationen der B&S MBX 2
Ganz verknappt handelt es sich um eine mittelschwere Trompete mit einem 72er Schallstück aus dünnem Messing mit überlappendem Stimmzugbogen und ML-Bohrung. Stimmzug und Mundrohr sind aus Goldmessing gemacht, andernfalls würden sie laut B&S schnell korrodieren – denn sie sind hier besonders dünn ausgeführt. Wenn also Mundrohr und der große Bogen leicht sind und der Schallbecher auch – quasi Anfang und Ende -, dann muss in der Mitte Gewicht angebracht sein, damit in der Summe etwas Durchschnittliches auf der Waage herauskommt. Ein Leichtgewicht ist das Modell nämlich nicht.
Es ist bei einer versilberten Trompete nicht immer gut zu erkennen, aber auch bei der MBX 2 sieht es so aus, als seien die Ventilzüge verstärkt. Außerdem sind die Ventildeckel oben und unten im sogenannten „new design“ gestaltet, also ganz anders und materialstärker als bei den Challenger-Modellen.
Ansonsten verantwortlich für ein leichtes Gewichtsplus ist die Klangsegel getaufte Stütze im Stimmzug. Die erste MBX hat dort gar keine Stabilisierung, die MBX 3 eine konventionelle Verstrebung, die MBX 2 eben diese Tragfläche. Sie wird ein paar Gramm bringen. Gespart hat man dagegen durch den Wegfall der Wasserklappe am dritten Ventilzug. Wer aber deutlich mehr Masse wünscht, kann diese gezielt durch die beigelegten Heavy Caps anbringen. Zu dieser Dreingabe sagt natürlich keiner Nein, zumal ein kleines Zusatzgewicht das Slotting und die Projektion eindeutig positiv beeinflussen kann.
Spielgefühl der MBX 2: Luft = Ton
Der TrumpetScout hatte zwei B&S-Trompeten parallel und über mehrere Wochen für ein Testurteil zuhause. Die schon beschriebene 25er Challenger wurde nach dem ersten Anspielen hintangestellt. Die MBX 2 blies sich im direkten Vergleich sehr viel freier, machte nach oben hin nicht zu und vertrug sich auch mit dem flachen Mundstück sehr gut. Als absoluter Höhenüberflieger präsentierte sie sich zwar nicht, dafür war sie dem TrumpetScout persönlich vielleicht sogar zu offen. Aber es ist eben eine Trompete, die gut anspricht und Luft direkt und unkompliziert in Ton umwandelt.
Je mehr Zeit der Challenger mit engem Becher gewidmet werden konnte, desto mehr veränderte sich aber dieser Eindruck. Nicht, dass es mit der MBX 2 schwerer wurde, aber mit der Challenger eben einfacher, da der große Widerstand weit hinten zu einer Art Verbündetem wurde.
Der Klang: die MBX 2 gehört zu einer eigenen Spezies
Beim Klang wurde die Kluft zwischen den beiden Trompeten desselben Herstellers indes immer größer. Während der Sound der Challenger mit tiefem Mundstück und einer gewissen Spielroutine immer oboesker wurde, blieb der der MBX 2, wie er „aus dem Koffer kam“ und auch in der Erinnerung an das erste Modell noch immer verwurzelt war. Kurzer Exkurs: Für den TrumpetScout gibt es gewisse klangliche Archetypen. Da wären die sehr kernigen oder laserstrahl-artigen Trompeten, sehr penetrant, aber ohne viel Drumherum. Dann gibt es die mit Kern aber auch Korona, aber auch die Kernlosen mit viel Weichheit und Wolke und dafür wenig Schärfe. Die MBX 2 aber bildet eine eigene Spezies: Ihren Klang könnte man sich bildlich wie ein Rohr vorstellen, mit scharfem harten Rand – also breit, aber dennoch durchdringend. Diffuse Töne sind diesem Horn kaum abzuringen, was herauskommt, ist kristallklar, aber ganz schnell auch mächtig.
Ein Konzert mit einer knappen Stunde Spielzeit (und wenigen Pausetakten) konnte während der Testwochen mit der MBX 2 absolviert werden. Den Kollegen in der Brass Section fiel dabei sogar der wuchtige Strahl der Trompete auf. Jedoch – okay, das mag auch an der damals jüngst überstandenen dreiwöchigen Verletzungspause gelegen haben – nach dem Auftritt war bei den Lippen Sense. Wer also den geringen Widerstand schätzt und eine Musik macht, die einen kühlen Sound verlangt, dürfte mit diesem Modell gut bedient sein. Für „Ausdauerschwächlinge“ wie den TrumpetScout empfiehlt sich möglicherweise ein anderes Modell.
Schlussbetrachtung
Die ursprüngliche MBX kam dem TrumpetScout leichter vor als die jetzt getestete MBX 2. Das kann aber täuschen, der direkte Vergleich war nicht möglich (könnte aber noch nachgeschoben werden). In Ansprache und Klang decken sich aber Erinnerung und Jahre später ausführlich gesammelte Erfahrung: Die zweite Generation der MBX-Trompeten provoziert zum Gasgeben und gibt einem so ein tolles Spielerlebnis. Das bescherte Klangresultat könnte man mit einem halben Widerspruch aus brachial und diszipliniert in poetische Form bringen. Der Sound ist hell und massiv, erweckt aber wenig Rührung, fast so, als würde man in einem Studio stehen und sich durch diverse Filter hören. Die MBX 2 beschert einem ein Stück Professionalität. Und will man die aber gar nicht immer haben, kann man die Challenger ja auch noch einpacken. Platz im luxuriösen Doppelkoffer wäre allemal.
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What is she offering?,“Big cool sound“
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Dauerbeziehung?,“Wenn du die Power hast! Die Offenheit hat ihren Preis“
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