Fides ist eine Marke des umtriebigen Händlers, Herstellers und Trompeters Matthias Beck aus dem schwäbischen Dettingen. Der TrumpetScout bekam zufällig zwei seiner Hörner in die Hand und war spontan begeistert. Ein ausführlicher Test sollte klarstellen, ob die heftige Ménage à trois eine Zukunft haben könnte und ob auch andere den Fides-Flirt wagen sollten.
Matthias Beck baut seit vielen Jahren unter dem eigenen Namen Instrumente, seit 2004 in Kooperation mit Francisco Montesinos Fides aus der spanischen Küstenstadt Valencia auch unter dessen Namen, der ein sogenannter sprechender ist: Fides bedeut im Lateinischen Vertrauen, Glaube oder auch Treue.
Die Nähe zu Spanien dürfte von einer früheren Tätigkeit Becks herrühren. So erklärte er dem TrumpetScout bei einem Gespräch vor einigen Jahren, dass er nicht nur der Generalimporteur für den spanischen Hersteller Stomvi gewesen sei, sondern auch für diesen Entwicklungsarbeit geleistet habe, vor allem, was so essentielle Bereiche wie Stimmung anbelangt. Das Wesen des Tüftlers und kundigen Handwerkers steckt also bereits lange im studierten Konzerttrompeter, genauso wie das des Wirtschafters und Produktionsmanagers – denn seine Erzeugnisse sind auch erschwinglich.
Rubén Siméos Trompete Symphony Classic BBG ML…
Mit dem 1992 geborenen Spanier Rubén Siméo gewann Beck früh einen aufstrebenden Trompeter als Aushängeschild für seine neue Marke. Dieser Bursche konnte die Gunst der Stunde nutzen und sich über moderne Kanäle wie Youtube zunächst das Image eines Wunderkindes zulegen, dieses mittlerweile aber auch wieder (und das scheint fast noch respektabler) ablegen. Als junger Mann soliert er heute in einem Bereich zwischen klassischer Bravour-Literatur und populärer Musik und brilliert vor allem mit einer Leichtigkeit, mit der er sich sicher im höchsten Register bewegt.
Eben eines jener Modelle, die Siméo spielt, fiel dem TrumpetScout beim Besuch eines Musikhauses in die Hände: die Fides Symphony Classic mit ML-Bohrung und dem großen Goldmessing-Schallstück in der versilberten Ausführung. Das klingt nun ein wenig kompliziert, weshalb hier die Baumstruktur der Varianten aufgeschlüsselt werden soll. Zunächst gibt es das Modell Symphony – ja, genau das mit dem spitzen Winkel im Stimmzug- und Schallstückbogen – in zwei Ausführungen: normal (ohne Namenszusatz) und Classic (0,7 statt 0,5 mm Wandung bzw. zwischen 0,75 und einem Millimeter statt 0,5 mm beim Mundrohr und Abschlussringe dort, wo Züge anschlagen). Dann kann man wählen zwischen einer 11,68 und 11,76 mm weiten Ventilbohrung. Lackvarianten verstehen sich von selbst, doch es gibt noch ein Stellrad: In der BBG-Variante (Big Bell Goldbrass) bekommt man einen großen Becher aus Goldmessing, der zweiteilig ausgeführt ist.
Um die Weite des Spektrum dieses im Grunde einen Modells deutlich zu machen, sollen Gewichtsangaben dienen: Auf der Webseite gibt der Hersteller für die Symphony in B ein Gewicht von lediglich 950 Gramm an. Die getestete Symphony Classic BBG wog gemessene 1.206 Gramm. Dazwischen liegen zwei Welten.
…und ein Fides-Schülermodell: die Pioneer
Zufällig lag beim Besuch im Musikhaus gleich neben der optisch prominenten Symphony Classic eine im Vergleich extrem unauffällige Pioneer, wenngleich die Kombination von Goldmessingbecher, -mundrohr und -stimmzugbogen mit dem Messingkorpus und der zurückhaltenden Verwendung von Neusilberteilen doch wieder eine ganz eigene Note verleiht. Es handelt sich hierbei um eine schlichte Schönheit, keinen Paradiesvogel.
Doch genug der Äußerlichkeiten. Mit der Pioneer wollte Matthias Beck der an Musikschulen weitverbreiteten YTR 4335 von Yamaha etwas entgegensetzen, also eine gute Trompete für überschaubares Geld bieten. Entgegen der Angabe auf der Fides-Webseite ist laut Beck in der Pioneer die gleiche Maschine mit Stahlventilen (ML-Bohrung) verbaut wie in der Symphony. Ihr Gewicht beläuft sich auf handliche 1.017 Gramm, sie ist also um ein großes Steak leichter als die große Schwester in der getesteten BBG-Variante, jedoch auch schwerer als die Standard-Symphony.
Dieses Wenigergewicht macht sich deutlich beim Klang bemerkbar. Trotz des vielen Kupfer in der Legierung wirkt die Pioneer sehr hell und im Vergleich mit der massiven BBG fast ein wenig dünn. Der Widerstand ist interessanterweise höher, trotz gleicher Bohrung und weniger Masse. Der erste Gedanke beim Testen: Leadplayer vom Schlage eines Andy Haderer, die gerne den Widerstand für sich arbeiten lassen, würden mit diesem Schüler-(nicht Einsteiger)modell wohl gut zurecht kommen. Auch im obersten Bereich wollen die Töne noch ansprechen.
Fides Symphony Classic BBG: Kraft des großen Bechers
Ganz anders die große Symphony Classic BBG mit dem Mordstrichter. Nicht was die Höheneigenschaften anbelangt, sondern die Klanggewalt. Wie mitunter einige europäische Hersteller setzt auch Beck bei bestimmten Modellen auf den zweigeteilten Becher, den auch schon Conn bei der Connstellation benutzte und heute Monette richtiggehend rekultiviert hat. Es wurde in diesem Magazin schon öfter geschrieben, darf aber ruhig wiederholt werden: Es mag sein, dass ein solcher Becher in der Produktion auch billiger ist, er hat aber den entscheidenden Vorteil, besser zu projizieren als ein gehämmertes einteiliges Schallstück, dessen Materialstärke sich zum Ende hin zu stark verjüngt und dann den Ton nicht halten kann. Ein aufgesetztes Glockenstück garantiert eine ähnliche Materialstärke wie beim Bechereingang. Die getestete Trompete klingt auf jeden Fall beim Spieler dunkel und mächtig, strahlt aber auch nach vorne gut ab. Die Ansprache ist trotz des hohen Gewichts fabelhaft gut und wie bereits angedeutet macht die Trompete weder in der höchsten Lage zu (ein beinahe schon obligatorisches Phänomen bei Trompeten, die sich in der Normallage sehr frei spielen) noch wird sie beim langen Spielen zu einem Klotz am Beine respektive an der Lippe – das kann der TrumpetScout nach einer langen Combo aus Probe, Soundcheck und Konzert an der Big Band-Solostimme bestätigen.
Grund hierfür könnte der eng gewundene Rohrverlauf bei Stimmzug und Schallstück sein. Matthias Beck gibt zwar zu, dass er sich diese Formensprache ausgedacht hat, um Aufsehen zu erregen (was auch funktioniert hat), räumt aber ein, dass sie durchaus einen positiven Effekt auf den Luftstrom hat. Selbst ohne Stützen rastete die gespielte Symphony Classic sehr sauber ein und war nicht zu offen. Auch hier soll ein historisches Beispiel als Indiz dienen: Die berühmte Benge Claude Gordon verfügte zufälligerweise über einen verengenden Sprung im Rohrdurchmesser beim Ausgang des Ventilstocks, und der war das Erfolgsgeheimnis, da die Trompete so einen besonderen Widerstand weit hinten im „Flussbett aus Blech“ bot. Der fühlt sich anders an als eine Staustufe schon im Mundrohr. Gerade der Knick im Becherbogen könnte also ausschlaggebend sein. Beck erklärt weiter, dass manche Kunden die extravagante Optik nicht besonders schätzten und das gleiche Modell mit normalen Bögen orderten. Um Wirkung der scharfen Umlenkung isoliert zu untersuchen, müsste man deren Instrument ausborgen.
Die guten Fides-Preise: Engineered in Germany, made in Asia
In den einleitenden Absätzen wurde ja bereits die Leistbarkeit der Fides-Instrumente angesprochen. Über der Professional-Serie, zu der die getestete Symphony Classic BBG gehört, rangieren die Masterpiece-Instrumente, die Beck in Dettingen handfertigt. Der Mindesteinsatz für diese Trompeten beläuft sich auf mehr als 3.000 Euro. Die Hörner der Symphony-Familie rangieren deutlich darunter. Beck lässt Teile nach seinen Vorgaben in Asien produzieren und baut sie in seiner Werkstatt zusammen. Das vielleicht kritischste Bauteil, das Mundrohr, fertigt er in Dettingen. Resultat: Eine versilberte Symphony gibt es bereits für 1.700 Euro, die zur Verfügung gestellte Symphony Classic BBG kostet 1.980 Euro. Das ist nicht viel Geld für viel Trompete.
Die komplett in Asien gefertigte Pioneer kostet mit Etui 699,- Euro in der lackierten und 799 Euro in der versilberten Ausführung. Damit liegt sie preislich um die 50 Euro über der zur Klassenreferenz ausgerufenen Yamaha YTR 4335. Gerade wer als versierter Spieler auf der Suche nach einer Trompete mit großem Widerstand sucht, sollte bei Beck in der unteren Preisschiene Ausschau halten.
Ein Schülerinstrument für Latin und eine Klassiktrompete für alles
Die Überschrift sagt alles. Die als Schülermodell angepriesene Pioneer ist zwar tatsächlich für noch nicht allzu routinierte Spieler gemacht – aber nur wegen ihres Preises. Ihre Spiel- und Klangeigenschaften deuten eher auf einen Einsatz für Leadplayer und Latin-Trompeter hin, die sich in größeren Höhen bewegen, dabei Energie sparen wollen und deshalb Vorzüge in größerem Widerstand und hellem Klang sehen. Aufgrund des geringen Gewichts rasten die Töne nicht so gut wie bei Symphony Classic, es entsteht deshalb hin und wieder der Eindruck, sie stimme nicht ganz so gut wie eben jene.
Dieser Testartikel ist objektiv und von keinem Hersteller finanziert. Wenn du diese aufrichtige Berichterstattung unterstützen willst – schon 5 Euro können viel bewirken: paypal.me/trumpetscout Danke!
Die Symphony Classic BBG ML hingegen spielt sich in der unteren Lage hervorragend, hat einen donnernden Klang wenn es sein muss, kann aber auch die zarte Energie eines Subtone-reichen Balladenspiels hervorragend aufnehmen und zuweilen gar wie ein Flügelhorn oder zuindest wie ein Kornett klingen, sogar mit einem flachen Mundstück wie im Video. Wer aber den Typus des Lead-Trompeters mit fettem Ton zu verkörpern weiß, wird mit dem Widerstand weit hinten im Horn auch seine Freude haben. Der Klassiktrompeter sowieso, denn er freut sich über die Masse und das gute Slotting und das offene Blasgefühl. Kurz: ein echtes SUV unter den Trompeten.
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What is she offering?,“Quite a lot“
Your new girl friend?,“Heavy, but plays beautifully. So, yes.“ 9/10
Preis?,3.900 Euro. Das ist kein Pappenstiel!
Dauerbeziehung?,“Gute Frage! Es prüfe, wer sich ewig bindet!“
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