Zurück in die Vergangenheit führt einen hin und wieder die Gegenwart. Das mag zwar philosophisch klingen, ist deshalb aber nicht weniger wahr. „Back to the roots“ ist wohl besser zu verdauen und so etwas wie das Motto neuer Bach-Trompetenmodelle. Nach der großartigen 19037 gibt es nun auch die 43er Strad ‚in retro‘.
Ja, das erste echte Renaissance-Modell von Vincent Bach, die zum 50. Jubiläum der Produktion in Elkhart ins ständige Sortiment aufgenommene 19037, hat es dem TrumpetScout angetan. Noch nie gefiel ihm eine Trompete nach Plänen von Vincenz Schrottenbach so gut. Was diese besondere Stradivarius ausmacht, sei hier nicht mehr in aller Breite ausgeführt (dafür gibt es den entsprechenden Artikel), nur kurz zusammengefasst: Die Lötnaht des einteiligen Bechers verläuft seitlich entlang der Stützen und nicht unten, die Ventilzylinder sind zweigeteilt, die Stützen zwischen Mundrohr und Becher ein wenig anders geformt und im Becherrand ist ein Stahldraht eingelassen. Trotz (optionaler) Ventilführungen aus Messing lag alles in allem in der TrumpetScout-Messung das Gewicht unter dem der 18037, dem modernen Standardmodell. Ansprache super, Klang super, Projektion super.
Die 190er Strads sind nicht nur inspirierte Modelle, sondern echte neue Alte
Dabei ist dieses Modell keine Neuerfindung, sondern wirklich nur eine Rückbesinnung auf alte Fertigungsmerkmale. Zwar brachte Bach in diesem Jahrtausend vor der 19037 mit den Modellen 198 und 197 (jene dürfte nun noch als LT180S77 zu haben sein) schon zwei Mal eine klare Verbeugung in Blechform vor der Vergangenheit der Marke und ihres Namensgebers in die Produktkataloge, aber hierzu nahm man eher nur Anleihen an den frühen, noch in Manhattan gefertigten Instrumenten. Die 190er Serie ist aber ein vollumfänglicher ‚Rückschritt‘ – das ist bei Musikinstrumenten, anders als bei High Tech-Produkten, wahrlich kein vernichtendes Urteil, sondern unter Umständen sogar ein Gütesiegel.
Im Laufe der Jahrzehnte können durch technische Neuerungen Produktionsschritte mutieren, ohne dass man einen Nachteil erkennt. Werden später Effekte dieser Veränderung offenbart, die man gar nicht haben will, rudert man eben zurück. So z.B. passiert bei den Ventilbüchsen: Zweiteilig waren diese zunächst nur, weil man sie einteilig nicht herstellen konnte. Als das ging, wurden sie einteilig. Erst später kam man zur Erkenntnis, dass sich diese bauliche Veränderung auf das Schwingungsverhalten auswirkt. So verwendet Yamaha z.B. in seinen Xeno-Modellen zweiteilige Maschinen – und Bach eben in seiner 190er Serie.
Beleg für diese Verbesserung (konkret der Ansprache) ist die Tatsache, dass Louis Dowdeswell nun zu einer 19037 wechselte. Seine Einschätzung auf Instagram spricht für sich:
Serie ist das Stichwort. Bis Ende 2017 gab es abseits der schweren Artisan– und der leichten Commercial-Trompeten ja nur ein traditionelles B-Modell mit der Zahl 190 im Code, eben die 19037 nebst versilberter Schwester. Nun wurde das Portfolio erweitert um die zweite dominierende Becherform – die mit der Nummer 43.
Eine alte Frage: Was bewirkt das 43er Schallstück?
Unter den vier Standard-Schallbecherformen 25, 37, 43 und 73 sind die beiden mittleren wohl die populärsten. Wie aber unterscheiden sie sich? Eine Beschreibung der Differenz im Verlauf des Trichters zu geben, ist enorm schwierig. Darüber wird von den Herstellern gerne Stillschweigen bewahrt und mit einer Schieblehre nachmessen wie bei der Bohrung ist ohne (vorsichtig gesprochen) Demolierung nicht möglich.
Man meint mit bloßem Auge erkennen zu können, dass die Glocke der 37er länger eng bleibt. Das kann aber auch nur eine Täuschung durch das Wissen um die Beschreibung der Klangeigenschaften hie und da (vom Hersteller und von den Spielern) sein. Der Klang und das Spielgefühl sind aber sowieso das Ausschlaggebende – und die Eindrücke in diesen Kategorien bestätigen die meisten Verdächtigungen.
Auf der Bach Loyalist-Webseite heißt es da zum Klang des 43er Bechers: „Breiter, heller, offener als der 37er“. Als negative Eigenschaft wird angemerkt, dass der Sound „zu hell sein könnte für ausschließliche Klassikspieler, die im Sinfonierorchester sitzen“. Des einen Leid, des andern Freud! Manche suchen eben genau diesen hellen Klang. Im Vergleich mit der 5335GII war ein enormer Unterschied zu hören, auch und gerade für Ohren vor dem Instrument. Es war beinahe als würde man eine Glühlampe mit einer gleichstarken LED-Lampe vergleichen. Die Yamaha hat aber eben einen eher engeren Becher und der ist auch noch aus Goldmessing gefertigt – wie übrigens auch nicht wenige 180er Strads, die mit Glocke #43 geordert werden. Das scheint die Helligkeit wieder abzutönen. So zumindest der Erinnerung an bisher gespielte 18043G-Modelle.
Veränderter Sound, andere Ansprache: der 43er Becher bläst sich deutlich größer
Im Vergleich mit der eher braven 5er Trompete von Yamaha war die 19043 geradezu schrill – und sehr laut! Das der Ton in alle Ecken strahlt und nicht wie ein Spotlight funktioniert ist auch sofort spürbar. Der Klang ist weniger kernig, sondern so (ein Bild hilft hierbei vielleicht), als sei die Trompete statisch aufgeladen und entlüden sich Blitze hin zu allen Seiten. Dieser Sound kann individuell unterschiedlich für angemessen oder unangemessen erachtet werden. Eine Genreempfehlung wie beim Bach Loyalist gibt es deshalb nicht. Der eine Lead-Trompeter (das nur als Extrembeispiel) sucht eben einen kernigen und dunklen Klang für seine Aufgabe, der andere möchte einen möglichst breiten und eben hellen haben. Beim Widerstand ist es ähnlich. Was einem zu groß erscheint, ist für den anderen gerade richtig oder noch zu klein.
Für den TrumpetScout jedoch ist diese 43er klar zu offen. Wie erfahrene TS-Leser wissen, ist für den Autor dieses Magazins die Bohrung für das Spielgefühl weniger entscheidend als Mundrohr und Becher. Diese Trompete ist ein perfektes Beispiel dafür. Alles gleicht der 19037, nur ein anderer Becher ist eingelötet. Um die eingeschliffene Analogie für die Erklärpraxis doch noch zu gebrauchen: Das ist ein Horn für Large Bore-Bläser.
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Interessanterweise sieht das Louis Dowdeswell auch ähnlich: Er schätzt den Kern der 19037, wahrscheinlich aber auch den größeren Widerstand, den dieses Instrument bietet. Der junge Brite spielte zwar bisher eine LT18043G, also eine Stradivarius mit leichtem Goldmessingbecher in 43er Form, aber die ‚Retromodelle‘ sind einfach von Natur aus leichter und deshalb noch offener und im Falle der 19043 vielleicht deshalb zu hell. Da passt die 37er in der Kombination besser. Fakten zum Gewicht: Die versilberte 18037 wog beim Test einst 1.150 Gramm, die 19037 1.124 Gramm. Die hier getestete lackierte 19043 brachte es gar nur auf 1.111 Gramm und wird in der TS-Bach-Riege nur unterboten von der LT1901B mit 1.010 Gramm.
Die Bach 19043 – eine Trompete für wen?
Keine Frage, diese Trompete ist ein prächtiges Instrument. Die Rückbesinnung von Bach auf die Fertigung der frühen Elkhart-Tage macht es unnötig, auf Gedeih und Verderb nach alten Kannen aus den 60ern zu suchen und dafür fast den halben Neupreis von 2018 auf den Tisch zu legen (aktuell knapp über 3.000 Euro), obwohl die Intonation möglicherweise nicht passt. Sogar das Case wirkt wie mit Doc Browns DeLorean hierher gebracht – traditionell im Design, aber eben neu.
Spielerisch muss man eben mit dem geringen Widerstand zurechtkommen und auch mit der Helligkeit. Da mit Offenheit und dem relativ geringen Gewicht auch eine gute Ansprache einhergeht, empfiehlt sich die 19043 gerade fürs leise(re) Spiel, auch für einen aspirierten Sound mit viel Luft. Dem TrumpetScout kommt es so vor, als wären die 19043 und 19037 Geschwister wie einst die Large Bore und die Medium Large Bore Committees von Martin. Jeder möchte das größere Ding haben, aber eigentlich täte jedem das dünnere Röhrchen besser. Der Liebling von Bach bleibt für den Tester klar die 19037. Ändern könnte sich das, wenn die Herren aus Elkhart sich vielleicht dazu durchringen, grünes Licht auch noch für eine 19025 und eine 19072 zu geben.
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What is she offering?,“A lot of space“
Your new girl friend?,“Wenn du die Puste hast.“
Preis?,3.100 Euro. Silber ein wenig mehr.
Dauerbeziehung?,“Das wird sich zeigen!“
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