Bergeron vs. Moschberger: die YTR-8335LA und ihr deutsches Derivat

Lange Zeit hat Christoph Moschberger auf einer leicht modifizierten LA von Yamaha gespielt. Nun wurde aus leicht schwer und Yamaha hat mit der gröber veränderten Trompete eine kleine Sonderserie aufgelegt. Der TrumpetScout hatte die Chance, eine der raren Moschberger-Modelle anzublasen und mit der unveränderten 8335LA zu vergleichen.

Unten die YTR-8335LA wie aus dem Werk und oben die LAS ‚Variante Moschberger‘.

Die 8335LA ist ein zweischneidiges Schwert. Sie spielt sich offen, ist reaktionsfreudig und sehr lebendig sowie vielseitig im Klang. Ein Instrument, in das man sich also ruckzuck verlieben kann. Und natürlich: Beim ein oder anderen mag der Hol-ich-mir-Reflex noch durch die Tatsache verstärkt werden, dass Wayne Bergeron diese Trompete seit vielen Jahren spielt – schließlich wurde sie ihm von Yamaha auf Leib und Lippe geschneidert. Das dürfte aber auch das Problem sein: Wem passt schon eine Trompete, die dieser gewaltige Studio-Leadtrompeter bevorzugt und so gekonnt bedient? Einige Bekannte aus dem TrumpetScout-Umfeld – und ja, auch viele Profis – besaßen schon eine Bergeron und haben sich von ihr getrennt. „Braucht zu viel Luft.“ Auch Rüdiger Baldauf bemerkte einmal, dass er sich bei der Wahl zwischen einer 8310Z und einer 8335LA ganz sicher für eine Shew entscheiden würde, wenn der Abend lang wird. Später spielte er dann zwar auf einem solchen Modell, dieses wurde allerdings für ihn vom Yamaha Atelier in Hamburg angepasst und fand dann sogar als 8335LAM den Weg zu den Händlern.

Die 8335LA in der Variante Christoph Moschberger

Auch Christoph Moschberger, der als Stil- und Soundchamäleon besonderen Wert auf „Eine (Trompete) für Alles“ legt, spielt seit Jahren auf einer für ihn leicht angepassten 8335LAS. Dem TrumpetScout verriet im Interview bereits vor einigen Jahren, dass u.a. der Widerstand über Veränderungen am Mundrohreingang leicht erhöht wurde. Die Trompete sei für 85% seiner Aufgaben das ideale Arbeitsgerät, nur für den reinen Lead-Einsatz nicht perfekt. Mittlerweile hat sich das tägliche Repertoire für den gut gebuchten Populartrompeter weiter in Richtung Soloarbeit sowie Brassmusik verschoben und so spielt das Thema ‚hoch und projektilartig‘ eine noch kleinere Rolle als bisher. Vor einem starken Jahr testete er dann einen speziellen Becher aus Goldmessing, den bereits Thorsten Benkenstein auf seiner YTR-8345 in Verwendung hatte. Der Test fiel so positiv aus, dass der rötliche Trichter bleiben durfte. Und heute ist die erste Charge der Moschbergerschen Selection-Modelle bei einigen ausgesuchten Händlern (oft nur als Einzelstück!) zu erwerben. Was sie ausmacht? Der TrumpetScout gibt nachfolgend seine Eindrücke wieder.

Was ist die Grundkonfiguration einer YTR-8335LA?

Zunächst aber soll einmal auf die Ausgangsbasis eingegangen werden. Was macht eine 8335LA eigentlich bautechnisch aus? Die „Los Angeles“-Trompete von Yamaha ist ihrer Modellnummer nach Teil der Xeno-Serie. „8335“ lässt einen das zumindest glauben. Eigentlich ist sie aber ein Hybridinstrument. Der Becher wurde von der 8310Z entlehnt (womöglich aber auch leicht modifiziert), der Maschinenstock hat zwar das Bohrungsmaß wie die 8335 Xeno (11,65 mm), ist aber nicht aus zwei Materialien gefertigt und seine Außenzüge sind auch nicht mit Neusilber bewehrt. Hinzu kommt ein Stimmzug in traditioneller Bauart, und beim Stimmzug gibt es auch nur eine Stütze (eigentlich wie bei der YTR-6335). In Summe ist die LA damit eine sehr leichte Trompete (988 Gramm) . Zu einer ‚großen‘ Trompete macht die Bergeron aber ihr großer Stimmzugbogen und vor allem das weite Mundrohr (übrigens als einziges Nicht-Anbauteil nicht Goldmessing). Large-Becher, ML-Bohrung, Large-Stimmzug und quasi Large-Leadpipe führen zu einem großen Durchflussvermögen und dank des geringen Gewichts zu noch weniger Widerstand.

Silber trifft auf rohes Goldmessing

Bei der Moschberger Selection Series wurde laut Eddie Veit aus dem Hamburger Yamaha-Atelier nur der Becher getauscht. Statt einem einteiligen aus Messing ist nun ein einer aus Goldmessing verbaut. Ob er die gleiche Form wie der originale hat? Dazu schweigt man sich aus. Auf jeden Fall folgte nach der Montage weder eine Lackierung noch eine Versilberung.

Anpassungen am Mundrohreingang wurden zwar auch vorgenommen, jedoch nur, um minimalste Fertigungsabweichungen auszugleichen und so exakt die Ansprache wie bei Moschbergers Prototyp herzustellen.

Ein großer Unterschied – hinter dem Horn

Wichtig im Voraus: Dies ist kein üblicher Test, bei dem der TrumpetScout ein Instrument mindestens zwei Wochen spielen und mit anderen Trompeten vergleichen konnte sowie die Chance hatte, sich die Testobjekte vorspielen zu lassen. Da die modifzierte Trompete so rar ist, war lediglich ein zeitlich begrenztes Anspielen in den Räumen des Händlers möglich!

Die 8335LA, lackiert, nicht versilbert, zeigt sofort, was sie so attraktiv macht. Sie ist direkt, lebendig, flirrend, klingt mit dem flachen Mundstück sehr hell und man fühlt sich sofort bereit, einen Earth, Wind & Fire-Song aufzunehmen. Dabei ist die reguläre Range zwischen kleinem G und C3 voll abrufbar und der Ton ist stets gut gesättigt. Geht es dann aber höher, wird es enger. Ein G3 verlangte auf jeder bislang gespielten LA viel Überzeugungsarbeit und kam auch aktuell alles andere als sicher. Der Trompete die Höheneignung abzusprechen, wäre quasi schon widerlegt noch bevor man es aussprechen könnte. Wayne Bergeron spielt damit bis zum G4 und seine A3s, C4s und D4s sind zahlreich auf Platten verewigt. Es muss halt zur Spielweise, dem eigenen Körper und auch zum Mundstück passen. Breitenkompatibel dürfte das Setup für die Höhe nicht sein und von der Ausdauer war noch nicht einmal die Rede. Der Einfluss des Horns auf diese konnte aber in der Kürze der Zeit nicht überprüft werden.

Die Moschberger-Variante fühlt sich zunächst einmal schwerer an. Nicht viel, aber ein bisschen. Ob das am Silber des Korpus‘ liegt? Oder wurde das Schallstückmaterial etwas dicker gewählt? Nach dem Wiegen sprechen 1.026 Gramm, und damit +38, dann doch eine deutliche Sprache. Der Widerstand ist etwas höher und der Ton solider und dunkler. Das Wort kernig mag nicht das richtige sein, erweckt es doch den Eindruck von Aggressivität. Voller, runder, mit mehr Substanz und Körper. Das alles klingt fast nach einem guten Wein. Auch Moschbergers Attribuierung schlägt in die gleiche Kerbe: „Für mich hat der Ton mehr Eleganz. Die Trompete ist dunkler, aber trotzdem kein dumpfes Jazzhorn.“ Dank des Goldmessings hält die ‚deutsche LA‘ auch einfach mehr zusammen. Ein Ausfranzen des Tones ist kaum zu forcieren. Ob man das alles vor dem Horn genauso stark empfindet wie dahinter? Vielleicht kann das Video aus Ausstellungsraum (leider mit Tonproblemen in der ersten Sequenz) helfen:

Der TrumpetScout würde sich klanglich aber wohl für die modifizierte Trompete und nicht die von der Stange entscheiden. Sie wirkt schlicht reifer – hier gibt es einfach mehr.

Man muss damit rechnen, dass der Glanz des Schallstücks bald einer matten Optik weicht. Der Kontrast von schimmerndem Silber und stumpfem Blech kann aber durchaus auch gefallen.

In der Höhe geht die LA mit rötlichem Trichter für den TrumpetScout auch nicht leichter, eher sogar noch schwerer. Aber wie schon bei der Bergeron: Für einen Moschberger mag es passen, muss aber nicht für jeden funktionieren.

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Eine Bewertung mit Punkten in der Rangliste gibt es für beide Modelle nicht – dafür war der Testzeitraum nicht ansatzweise ausreichend. Zudem ist die ‚LA CM‘ ja auch nicht einfach mir nichts, dir nichts zu bekommen. Sie ist rarer als so manche Vintage-Waffe aus der Zwischenkriegszeit. Falls noch nicht alle 10 Exemplare vergriffen sein sollten: Etwas über 3.000 Euro muss man für diese Beinahe-Einzelstücke in Händlerhände geben. Große Verhandlungserfolge: eher ausgeschlossen.

Danke an das Musikhaus Danner in Linz für die freundliche Bereitstellung der Instrumente!