Der Begriff „Lightweight“ ruft in erster Linie zwei Assoziationen hervor: schnelle Ansprache, aber schmalbrüstiger Klang. Dass der Vorteil auch seinen Nachteil abschütteln kann, wollte Conn 1963 mit der Einführung seiner 8B Lightweight Artist beweisen. Viele Jazz-Trompeter sind damals auf den Zug aufgesprungen. Zu Recht?
Auf die Firmengeschichte von Conn soll in diesem Test nicht mehr eingegangen werden, im Beitrag zur 36B wurde bereits genügend ausgeholt. Die schon besprochene Lightweight Connstellation ist aber ein guter Ausgangspunkt für die Beschreibung der 8B LA. Wie alle populären Conn-Trompeten aus den 50er und 60er Jahren hat auch die 8B den Wide Wrap, der das Instrument in Richtung Kornettlänge verkürzt, jedoch anders als die populäre 6B Victor oder die berühmte große Connstellation 38B einen kleineren Becher – nämlich den nicht einmal 12 cm großen der 36B. Vom gleichen Modell wurden sowohl Bohrungsmaß (Small bore, also knapp über 11 mm) als auch die filigranen Stützen übernommen. Augenscheinliche Unterschiede finden sich bei der Mundstückzwinge, beim ersten Zug und der Oberfläche: Der 8B fehlt der Trigger und sie ist nicht vernickelt, sondern versilbert. Letzteres ist außergewöhnlich für Conns dieser Zeit. Entweder sie wurden lackiert oder eben dick mit Nickel überzogen. Man merkt, das Thema Leichtbau sollte ernsthaft, materiell wie optisch, angegangen werden.
Unterm Silberkleid: Coprion und Leichtbau-Ventile
Wie es dagegen unter dem Finish aussieht, ist bei Conn immer ein wenig undurchsichtig – auch da nicht stringent produziert wurde. Es ist anzunehmen, dass auch die 8B über eine Coprion-Bell verfügt, ein Schallstück, das nicht aus einem oder mehreren Blechstück gehämmert wurde, sondern das elektrolytisch – wie bei Schilke bis heute – entsteht, indem sich Ionen auf einer Form absetzen – wie bei einer Vergoldung oder Versilberung, nur dicker. Material bei Conn: 100% Kupfer. Daher der Name, COPpeR ION. Es gilt als sicher, dass die 8B kein Mundrohr verbaut hat, das auf diese Weise hergestellt wurde. Übrigens fällt zu Beginn des Rohrverlaufs auf, dass eine andere Mundstückzwinge zum Einsatz kommt, danach bis etwa zwei Centimeter vor das erste Ventil das Mundrohr doppelt geführt wird. Hier ist auf der Außenseite eine Stufe erkennbar.
Eine weitere Besonderheit halten die Ventile bereit. Es wirkt als seien die Büchsen selbst leichter gebaut (der Eindruck kann trügen), die Kolben aber sind es definitiv. Hier wurden Aluminiumteile verwendet. Da das Gewicht der Maschine einen erheblichen Anteil am Spielverhalten des gesamten Instruments hat, könnte hierin ein Schlüssel für die sehr gute Ansprache der 8B liegen.
Die Conn 8B ist Stimmungskanone, Ansprachewunder und Katapult in einem
Es ist wirklich erstaunlich, wie direkt diese Trompete auf Impulse aus dem Mundstück reagiert. Ob mit Subtones leise geflüstert oder knallend gestoßen, ganz tief unten oder weit oben, diese leichte Eisen funktioniert unmittelbar und ohne Einstiegshürde. Das Tonspektrum rangiert von samtig und einfühlsam bis beißend grell mit Reaktionen wie zugehaltenen Ohren, die von Sätzen wie „Hör‘ auf, dieses Ding ist böse“ begleitet werden. Die 8B war und ist durch ihre klangliche Variabilität, aber zuvorderst durch ihre Wendigkeit (in der Begeisterung ist man geneigt von Autopilot-Spieleigenschaften zu sprechen) bei Jazz-Trompetern sehr beliebt. So spielten Lee Morgan und Freddie Hubbard eine Zeit lang dieses Modell.
Oft schwierig bei leichten Vintage-Trompeten (man denke an eine Benge Claude Gordon mit weniger als einem Kilo) ist die Stimmung. Ganz anders die 8B: Selbst lange Versuche mit rabiaten Intervallspüngen und Bindungen brachten das Horn nicht aus der Fassung, eine sichere Landung im Ton- und Frequenzzentrum war mit den beiden Testtrompeten immer gut machbar. Die Lightweight Artist rastet gut ein, spielt sich aber dennoch offen und bietet zugleich genügend Widerstand, sodass man sich nicht kaputt spielt. Es ist schier unglaublich, was für eine tolles Konzept vor über 50 Jahren in Elkhart ersonnen wurde.
Zu guter Letzt fehlt noch der Testpunkt Projektion – oft das größte Manko bei Leightweight-Trompeten. Trotz fehlendem Nickelpanzer und Teilaluminium-Ventilen scheint die Conn 8B LA über genügend Gewicht zu verfügen, um ausreichend abzustrahlen. Mit knapp 1080 Gramm ist sie sowieso keine Ultraleicht-Trompete, vor allem aber wurde (wie z.B. bei Benge) nicht beim Schallstück an Material gespart, es dürfte das normalstarke der 36B in Verwendung sein. Der Verdacht lag trotzdem nahe, dass ein Horn, das so laut und hell (kein Vergleich zu dunklen Nickel-Conns) beim Spieler klingt, nicht viel in den Raum abgibt. Der Weitspiel-Test ergab aber ein anderes, durchaus ansprechendes Ergebnis.
Zum Ende dieser Lobhudelei ist ein Fazit eigentlich überflüssig. Die Conn 8B Lightweight Artist begeistert und ist durchaus zeitgemäß, obwohl sie von 1963 bis 1979 gebaut wurde. Leider gibt es nicht allzu viele davon und auch andere kommen zum gleichen Bewertungsergebnis wie der TrumpetScout. Die Preise haben dementsprechend angezogen. Unter 1.000 Euro wird es extrem schwer ein solches Modell zu bekommen (vor allem beim schlechten Euro-Kurs – die USA sind der Einkaufsmarkt schlechthin), gut erhalten bezahlt man sogar weit mehr. Kaufen kann man trotzdem – der Wert wird kaum wieder fallen.
[table caption=“TrumpetScout dares an educated guess“ width=“900″ colwidth=“400|900″ colalign=“left|left|center|left|right“]
What is she offering?,“lightning-fast response, nice sound, good projection“
Your new girl friend?,“Ganz sicher für alle, die Vintage ohne Nachteile wollen.“
Preis?,1.000-1.500 Euro. Leider das Geld wert.
Dauerbeziehung?,“So eine gibt man nicht mehr her! Increases in value! “
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